24. Januar 2014

Mit drei Wörtern Berühmtheit erlangt: Sportjournalist Bruno Moravetz im Alter von 92 Jahren gestorben

Sein markanter Bass mit dem österreichischen Zungenschlag liegt wohl manchem Sportliebhaber heute noch im Ohr, obwohl er seit 1986 kaum noch live im Fernsehen zu hören war. Am Silvestertag 2013 ist die rauhe, markante Stimme des Journalisten Bruno Moravetz für immer verstummt. Der am 11. September 1921 in Kronstadt in Siebenbürgen geborene Moravetz ist 92-jährig in seinem Heim im Allgäuer Skiort Nesselwang gestorben. Seine Lebensphilosophie und seine Berufsauffassung haben den Eingeweihten immer wieder, genau wie seine Stimme, an die k.u.k-Monarchie erinnert, die kurz vor seiner Geburt zerschlagen worden war.
1980, bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid, hat Moravetz mit einem aus drei Wörtern bestehenden Satz Geschichte geschrieben. Mit der in seinem Kommentar des 15-Kilometer-Rennens immer wiederkehrenden Frage „Wo ist Behle?“ hat er sich unvergesslich gemacht. Die Frage hat den damals neunzehnjährigen Willinger Skilangläufer, den die Bildregie als Führenden ausgeblendet hatte, ebenfalls schlagartig populär gemacht.

Moravetz, der als Siebenjähriger das Skifahren in der Schulerau, auf den Bergen rund um Kronstadt erlernt, und sich dafür wie für das Bergsteigen begeistert, bleibt nach dem Krieg in Westdeutschland. Der Vater dreier Töchter, darunter die langjährigen FAZ-Sportredakteurin Christiane Moravetz, muss sich als Enzianstecher, Tellerwäscher und Molkewursthersteller durchschlagen. Nach schweren Anfangsjahren bekommt er in Kempten ein Volontariat als Sportreporter. Er arbeitet danach als Redakteur und Pressesprecher, um schließlich 1963 zum ZDF zu wechseln. Zusammen mit Gerd Mehl und Erwin Dittberner prägt er von den 1950er bis in die späten 1980er Jahre den nordischen Skisport im deutschen Fernsehen. 2000 nimmt Marius Müller-Westernhagen den Titel „Wo ist Behle?“ in sein Album „Radio Maria“ auf. Darin enthalten ist ein Ausschnitt der Originalreportage von Moravetz.

„Mora“, wie ihn seine Freunde nannten, der von Oslo 1952 bis Albertville 1992 sämtliche Olympische Winterspiele und ferner alle Sommerspiele zwischen Rom 1960 und Los Angeles 1984 miterlebt, hat seine Begeisterung für den Sport mit ungewöhnlichem Fleiß verknüpft. In der Früh war er stets einer der Ersten an der Loipe, um das Neuste zu erfahren. Nachts war er einer der Letzten, die die gemütliche Runde in der Kneipe verlassen haben.

Beim ZDF ist er zu einem der kompetentesten und beliebtesten Sportjournalisten Deutschlands gewachsen. Seine Fachgebiete waren nordischer Skisport, Fechten und Alpinismus. Für seine Berichterstattung während der Olympischen Winterspiele 1980 ist er mit dem Goldenen Gong ausgezeichnet worden. Im selben Jahr wurde ihm als bestem Sportkommentator das Bambi verliehen.

„Mora“, Mitbegründer des Aktuellen Sportstudios beim ZDF, hat aber auch Zeit gefunden, um mehrere Bücher über den Winter- und Bergsport herausgegeben. Zahlreiche Expeditionen haben ihn zu den höchsten Bergen der Welt im Himalaya und Karakorum geführt, wo er auch die Gipfelerfolge von Reinhold Messner mit der Kamera dokumentiert hat. 1977 hätte ihn das auf einer Himalaya-Expedition fast das Leben gekostet, als der damals 55-Jährige an einem Lungenödem erkrankt ist.

„Moras“ Begeisterung für den Sport und die Berge haben ihn bis zuletzt jung gehalten. Erfüllt hat sich sein Wunsch, dass Thomas Bach Präsident des Internationalen Olympischen Komitees wurde. Einen Tag nach dessen Wahl ist Moravetz 92 Jahre alt geworden. Der Höhepunkt dieses 21. September 2013 waren wohl Bachs Geburtstagswünsche, die er ihm über Telefon von Buenos Aires übermittelt hat.

Trotz seiner nach mehreren Herzinfarkten beeinträchtigten Gesundheit hat Bruno Moravetz das Sportgeschehen bis zum Schluss mit großem Interesse kritisch verfolgt. Zum Sport als kommerzialisierte Schau hat er schon vor Jahren geäußert: „Geld verdirbt den Charakter, daran ging schon das klassische Olympia zugrunde.“

Johann Steiner

Schlagwörter: Medien, Nachruf, Sport, Kronstadt

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