26. Oktober 2008

Nur noch einer aus der Olympia-Mannschaft lebt

Von der rumänischen Olympia-Mannschaft, die 1936 an den Olympischen Spielen in Berlin teilgenommen hat, lebt noch einer: Dr. Hans Georg Herzog, geboren am 15. Juli 1915 in Mühlbach. Denn am 20. September 2008 ist aus jener Mannschaft Wilhelm Heidel im Alter von 92 Jahren in Lohhof für immer eingeschlafen. Heidel, den seine Freunde kurz Willi nannten, wurde am 25. September in Schweitenkirchen beigesetzt. Unter den rund 80 Trauergästen waren sechs Handballer der alten Generation und zwei der jüngeren.
Wie in dieser Zeitung be­rich­tet, ist Hans Hermannstädter, der 1936 mit 18 Jahren der Jüngste dieser Truppe war, am 30. De­zember 2006 in Augsburg gestorben.

Wilhelm Heidel, am 28. Februar 1916 in Her­mannstadt geboren, hat mit 13 Jahren Handball zu spielen begonnen, und zwar in der Handels­schule. Im Laufe der Jahre entwickelte er sich zu einem der besten Großfeld-Handballer. So konnte er aus dem Sprung mit der Rechten wie mit der Linken die schönsten Tore erzielen. Als rechter Verbinder war er ein geschickter Drib­bler, beim Gegner stets gefürchtet. Die längste Zeit hat Heidel für den Hermannstädter Turn­verein gespielt und mit dieser Mannschaft eine Reihe von Landesmeistertiteln eingefahren. Nur ein Jahr lang spielte er in Bukarest für den dortigen Turnverein. Das Handballspiel hat Heidel im Alter von 43 Jahren aufgegeben.

Wilhelm Heidel (1916-2008) ...
Wilhelm Heidel (1916-2008)
Bei den Olympischen Spielen in Deutschland (1.-16. August 1936) hat eine fast ausschließlich aus Siebenbürger Sachsen bestehende Mann­schaft Rumänien vertreten. Die meisten dieser Spieler hat der Hermannstädter Turnverein ge­stellt, insgesamt zwölf: die Brüder Karl und Fritz Haffer, Robert Speck, Alfred Höchsmann, Fritz Halmen, Günther Schorsten, Wilhelm Hei­del, Johann (Oki) Sonntag, Hans Georg Herzog, Wilhelm Kirschner, Wilhelm Zacharias und Ste­fan Zoller. Jüngstes Mann­schaftsmitglied ist der Hermannstädter Semina­rist Hans Hermann­städter. Aufgestockt wird die Mannschaft mit den Mediaschern Bruno Holz­träger und Fritz Kasemiresch, dem Kronstädter Stippi Orendi und den Bukarestern Emil Dră­gan, Comănescu und Peter Fecsi. Dabei ist auch Dr. Hans Zikeli, der letzte Bürgermeister Me­diaschs bis zum Umsturz 1944.

Mit der rumänischen Mannschaft hat Heidel im olympischen Turnier den fünften Platz be­legt. Das Auftaktspiel hat sie mit 3:18 (1:5) ge­gen Österreich verloren. In der Mannschafts­kritik schreibt die Zeitschrift „Handball“: „Der brauchbarste Stürmer ist aber Heidel …“ Im zweiten und letzten Vorrundenspiel unterliegt die rumänische Mannschaft der Schweiz mit 6:8 (2:5). Im Spiel um den fünften Platz treten die Letzten der beiden Gruppen an: die USA und Rumänien. Mit 10:3 (4:0) feiern die siebenbürgischen Handballer einen Sieg in Berlin.

Bei der Heimkehr nach acht Jahren Kriegsge­fangenschaft steht Heidel wie viele Sieben­bür­ger Sachsen vor dem Nichts. Aber er hat die schwe­re Zeit in russischen Lagern ohne sichtbare Schäden überstanden. Das Schlimme vergisst man, hat er noch vor ein paar Jahren ge­sagt. 1970 konnte er nach Deutschland ausreisen, wo er als Textilkaufmann in einer Tuch­großhandlung tätig war.

Johann Steiner

Schlagwörter: Sport, Nachruf

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Neueste Kommentare

  • 01.02.2024, 11:15 Uhr von sibisax: In dem Betrieb wo Willi Heidel als Eisendreher arbeitete war ich als Lehrl ing beschäftigt und ... [weiter]

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