8. April 2009

Ernst Fleps: Der Musik und Gemeinschaft gedient

Einer reichen siebenbürgisch-sächsischen Tradition folgend, hat sich Ernst Fleps als herausragender Musiker in den Dienst der Gemeinschaft gestellt und damit seine Erfüllung gefunden. Er hat Generationen von Schülern geprägt, Kompositionen und Arrangements für die von ihm geleiteten Blaskapellen und Chöre geschrieben und das Kulturleben Siebenbürgens durch zahlreiche musikalische Darbietungen bereichert. Er starb am 25. März 2009 in Kronstadt. Zahlreiche Trauergäste und die von ihm gegründete Burzenländer Blaskapelle erwiesen ihm am 27. März auf dem Innerstädtischen Friedhof in Kronstadt die letzte Ehre.
Ernst Georg Fleps wurde am 29. März 1926 in Brenndorf als Sohn des Lehrers Michael Fleps (Langenthal) und der Katharina Riffelt geboren. In der Burzenländer Gemeinde erlebte er zusammen mit seinen drei Schwestern eine glückliche Kindheit. Bald jedoch zogen seine Eltern um – „wegen der unseligen Spaltung der sächsischen Gemeinschaft in den dreißiger und vierziger Jahren“, wie Fleps in autobiographischen Notizen festhält. In der Jugend war er ein herausragender Sportler und Turner.

Nach der Grundschule in Brenndorf wechselte er in die Prima an das Honteruslyzeum in Kronstadt, besuchte die Secunda bis Quarta am Stephan-Ludwig-Roth-Lyzeum in Mediasch und kam zum Abschluss in das Landeskirchliche Lehrerseminar nach Hermannstadt. Fünf Monate hielt er sich im Zibinsgebirge bei den antikommunistischen Widerstandskämpfern versteckt, um der Russlanddeportation im Januar 1945 zu entgehen. In Hermannstadt verhaftet, verhört und dann freigelassen, konnte er das Lehrerseminar 1946 abschließen und wurde als Lehrer nach Tartlau zugeteilt. Seine „Wanderjahre“ fanden, bedingt durch die unsicheren Jahre der kommunistischen Einschüchterung, ihre Fortsetzung in Gergeschdorf und Hamlesch, wo er sogar ein Jahr lang als Schuldirektor tätig war, um danach wieder nach Tartlau zurückzukehren.

Angesichts dieses Wanderlebens antwortete denn auch Fleps, wenn er nach seiner örtlichen Herkunft gefragt wurde: „Ich bin ein Siebenbürger Sachse.“ In Tartlau sollte er heimisch und sesshaft werden. Hier heiratete er 1950 Rosa Figuli, eine Tartlauerin, die ihm drei Kinder schenkte: Dieter, Karin und Heinz.
Ernst Fleps und seine „Burzenländer Blaskapelle“ ...
Ernst Fleps und seine „Burzenländer Blaskapelle“ vor dem Honterus-Haus in der Schwarzgasse in Kronstadt bei der Gedenkveranstaltung „500 Jahre Johannes Honterus“ am 22. Mai 1998.
Ernst Fleps erhielt die erste musikalische Ausbildung im Elternhaus, dann später von Musiklehrern wie Victor Bickerich, Franz Xaver Dressler, Adolf Hartmut Gärtner und Kurt Mild

Hans Bruss („Muerks“), derzeitiger Leiter der Tartlauer Blaskapelle in Deutschland, erinnert sich: „1953 fand Ernst Fleps den Anschluss zur Tartlauer Blaskapelle. Das war der Anfang seiner Karriere als Tonsetzer und Komponist von volkstümlichen Melodien. Anfangs als Trompeter und Tenorhornspieler unter unserem Kapellmeister Hans Plontsch und kurz danach unter dem von uns ernannten Dirigenten Hans Kirres. Damals schrieb und arrangierte Fleps seine ersten Melodien und Musikstücke und entwickelte seinen eigenen Stil für Blasorchester.“ Als Dirigent habe Fleps die ganze Kapelle nach seinem Muster in Spielweise und Vortrag geprägt. Seinem Ziel, gute Musik zu pflegen, zu fördern und andern zu vermitteln, sei er stets treu geblieben. „Dank seiner Aktivität wurde unser heimisches Musikgut und Repertoire bereichert. Ihm verdanken wir ein beträchtliches Stück Musikkultur, das ein wichtiger Faktor unseres Gemeinschaftslebens war. Von einfacher Volksmusik, Potpourris bis zu anspruchsvollen klassischen Musikstücken und Ouvertüren machten wir mit unserer Kapelle technisch und vortragsmäßig große Fortschritte“, schreibt Hans Bruss.

Voll ausgelastet mit Proben des Orchesters, der Blaskapelle, des Chores, der Theatergruppe im Tartlauer Kulturhaus, fand er dennoch Zeit, im Fernkurs das Ciprian-Porumbescu-Konservatorium in Bukarest zu besuchen und erfolgreich zu absolvieren. Von 1971 bis zu seiner Verrentung im Jahr 1986 war Ernst Fleps als Musiklehrer an der Honterusschule und anderen deutschsprachigen Schulen in Kronstadt tätig. Er hat Generationen von Schülern geprägt, manche seiner Zöglinge haben eine beachtliche Musikerlaufbahn eingeschlagen.

Die Arbeit mit Kinderchören, Flötengruppen und Orff-Instrumentalistengruppen erfüllte ihn. Als erster Musikpädagoge führte Fleps auf Landesebene Orff-Instrumente im Unterricht ein, was ihm die Auszeichnung „Verdienter Lehrer“ einbrachte. Für sein segensreiches Wirken ist Fleps vielfach geehrt worden. 2000 erhielt er den Apollonia-Hirscher-Preis und 2001 die Honterus-Medaille des Siebenbürgenforums. 1984 wurde er zusammen mit dem Zeidner Männerchor mit der Karl-Zelter-Plakette der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Diesen Chor hat Ernst Fleps ebenso geleitet wie die Blaskapellen von Tartlau, Brenndorf und Zeiden. Zudem wurden ihm ein erster Preis beim Kompositions- und Orchesterwettbewerb für Blasmusikarrangements und ein dritter Preis bei einem landesweiten Wettbewerb für Kompositionen von Kinderliedern zuerkannt.

Der Journalist Dieter Drotleff erinnert sich: „Bei jedem Auftritt imponierte er als Dirigent durch seine Haltung, durch die genaue Taktstockführung und vor allem durch die Qualität der Darbietungen. Kennzeichnend für ihn war stets die Genauigkeit in der Interpretation. Und wenn es auch äußerst selten vorkam, dass ein Bläser nicht am besten auf die anderen eingestimmt war, streifte diesen ein strenger Blick.“ Bei Kulturabenden habe er oft auch die Ansage übernommen, heitere Anekdoten vorgetragen, eine Kunst, die man dem meist als strenger Lehrer bekannten Dirigenten, nicht zugetraut hätte, die ihn aber um so menschlicher machten.

Als bedeutendste Leistung, die seinen Lebensabend erfüllte, betrachtete Ernst Fleps die 1991 von ihm gegründete und geleitete Burzenländer Blaskapelle. Nach der massiven Auswanderung nach 1989 waren viele traditionelle Blaskapellen verschwunden. Ernst Fleps sammelte Bläser aus dem ganzen Burzenland und baute eine professionelle Kapelle auf. Die Blaskapelle gehörte zum Kronstädter Kreisforum, wurde aber landesweit zum Aushängeschild des deutschen Forums. Sie bestritt rund 30 Ausfahrten und Auftritte pro Jahr und erfreute sich großer Beliebtheit bei den Sachsentreffen in Birthälm, den Kronstädter Kulturabenden, den Platzkonzerten auf der Burgpromenade und vielen anderen Festlichkeiten im In- und Ausland. Anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums gab die Blaskapelle eine CD heraus.

Mit Ernst Fleps verlieren die Siebenbürger Sachsen eine Persönlichkeit, die ihr Musikleben bereichert und sich vorbehaltlos in den Dienst der Gemeinschaft gestellt hat.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Musik, Nachruf, Burzenland, Kronstadt, Brenndorf, Forum

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