12. Januar 2019

Epiphanias-Festgottesdienst in Karlsruhe

Kann es sein, dass der Mitarbeiter der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN), Heinz Klusch, dessen Großvater im siebenbürgischen Kelling Wein gekeltert und Weizen geerntet hat (also unser Verwandter), unter dem Eindruck der vielen fremden Autos rund um die Stadtkirche von Karlsruhe in den Lokalteil unserer großen Tageszeitung einen Bericht (mit großem Kantorei-Bild) unter der Überschrift „Festgottesdienst für ganz Süddeutschland“ schrieb?
Es wird wohl nicht nur die große Zahl der auswärtigen Autokennzeichen gewesen sein, von München bis Mannheim oder von Freiburg bis Frankfurt-Rüsselsheim, die diesen Eindruck zu Recht hätten erwecken können, sondern auch die Gestaltung des Gottesdienstes nach siebenbürgischer Ordnung und Liturgie, die mit ihren vom Pfarrer gesungenen Stücken von Anbeginn eine warme, heimatliche Atmosphäre erzeugte und wohltuende Feststimmung aufkommen ließ.

Diese wurde dann auch noch erhöht durch den originellen Auftritt der ehemaligen Leuchtersänger-Knaben aus Großau. Sie haben sich in Bietigheim-Bissingen zum Verband „Großauer Freunde“ unter der Leitung von Dagmar Baatz zusammengeschlossen und sind jetzt in Karlsruhe zum ersten Mal öffentlich aufgetreten. Danke, liebe „Großauer Freunde“! Sie kamen – ein Bus voll, mit Kind und Kegel in Tracht, wunderbar anzusehen, – und trugen fast wie in einer Prozession die zwei extra für diesen Auftritt angefertigten Leuchter in die Kirche. Sie wussten damals noch nicht, wie sehr sich dieser Gang für beide Seiten lohnen sollte!

Wie kam es dazu? Ganz einfach: es passte hier auf Anhieb alles auf geistiger Ebene zwischen Dagmar Baatz und Pfarrer Hermann Kraus zusammen, denn beide bemühen sich seit Jahren um die Auffrischung der Erinnerung und die Erhaltung siebenbürgischen Brauchtums in der neuen Heimat. In diesem Fall ist es der „Lichtert“. In dem Handzettel zur Gottesdienstordnung konnte man eine kurze Beschreibung dieses sehr alten Weihnachtsbrauches lesen, der ungefähr zwei Jahrhunderte älter ist als der Christbaum.

Die schöne Erfahrung mit den „Leuchter-Sängern“ aus Bietigheim/ Großau hat bereits dazu geführt, dass wir für 2020 die Zusage der „Lobt-Gott-Sänger“ aus Rüsselsheim/Großscheuern erwirkt haben. Unser noch stiller Wunsch wäre es, diesen schönen Brauch aus Siebenbürgen in Zukunft noch oft in unser Fest hier einzubauen.
Großauer Leuchtersänger in der Stadtkirche ...
Großauer Leuchtersänger in der Stadtkirche Karlsruhe. Foto: Ortrun Heine
Mit der Siebenbürgischen Kantorei ist es ja auch so gewesen: aus einmal ist immer geworden und beide Seiten profitieren davon! Die Kantorei unter Andrea Kulin ist wie eine dritte Säule unseres großen Gottesdienstes, und sie ist daraus nicht mehr wegzudenken. Mit ihren weihnachtlichen Gesängen hat sie unsern Gottesdienst ausgeschmückt, und mit einer Kostprobe ihrer Kunst schloss sie unser Fest in der Kirche ab. Zwischendrin hielt der Pfarrer eine kurze Predigt, die eigentlich von den Aussagen der Weihnachts-Choräle, den Liedern der Kantorei und den Kerzen an den Leuchtern schon vorweggenommen war: Christus ist das Licht der Welt; unser Christkind ist Gottes Sohn!

Ehe wir aber zum gemeinsamen Essen in den Gemeindesaal gehen, wo unsere kleine Kreisgruppe ein bescheidenes Mittagessen für mehr als 200 Gäste ausgab, muss hier noch ein Wort des Dankes gesagt werden.

Denn da kam doch einer durch Nacht und Nebel aus dem Bayerischen Wald von einem Termin zu unserem Gottesdienst, wahrscheinlich hat er ihn auch so hoch als „süddeutsches Ereignis“ eingeschätzt, wie unser Karlsruher Reporter! Oder hat er diesen Weg auf sich genommen, weil er meinte, dabei sein zu müssen, weil er ja etwas Ähnliches ist, wie der Vater unseres baden-württembergischen Verbandes. Lieber Michael Konnerth, du hast uns eine große Ehre erwiesen, wir danken dir!

Und wir danken unserem Kultur-Bürgermeister Dr. Albert Käuflein. Er überbrachte uns die Grüße und die Wertschätzung des Karlsruher Oberbürgermeisters und Rathauses, das genau gegenüber der Stadtkirche steht. Seine warmherzige Ansprache voller Sympathie und mit viel siebenbürgischer Sachkenntnis hat unser Fest in der Stadtkirche sehr aufgewertet. Wir danken ihm sehr!

Zuletzt, aber nicht weil er kleiner sein soll wie „Übriggebliebenes“, muss noch ein Wort des Dankes an unsere unermüdlichen Helfer und Helferinnen gerichtet werden. Vor ein paar Jahren noch schien es für sie unbegreiflich, wie man 200 Gäste bewirten kann. Jetzt haben sie sich selbst eines Besseren belehrt! Sie haben die Voraussetzung dafür geschaffen, dass Zweidrittel der Gottesdienstbesucher nicht nur satt wurden, sondern auch noch Zeit und Raum bekamen für „Kennst du mich?“, oder „Weißt du noch?“ bei einem Glas Wein, Kaffee und Kuchen. So fand unser Fest erst nach Stunden wohltuender Gemeinschaft und vieler Gespräche, oft mit dem Abschiedswunsch „Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!“ einen schönen Abschluss.

Hermann Kraus, Werner Gohn-Kreuz

Bildergalerie: Epiphanias-Festgottesdienst in Karlsruhe

YouTube: Siebenbürgische Leuchtersänger aus Großau in der Stadtkirche Karlsruhe am 6. Januar 2019, Video von Cornel Simionescu-Gruber

Schlagwörter: Kreisgruppe, Karlsruhe, Gottesdienst

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