15. Dezember 2012

Internationale Kalenderkunst

Der in Frankfurt/Main geborene Künstler Harald Geisler veröffentlichte am 1. November 2012 zum vierten Mal in Folge seinen „Typographic Wall Calendar“. Im Januar 2012 wurde er für sein Kalenderprojekt mit dem „gregor international calendar award“ in Silber ausgezeichnet.
Der „Typographic Wall Calendar” ist ein außergewöhnlich großer (70 x 100 cm) Wandkalender, der aus einzelnen Tastaturtasten zusammengesetzt wird. Dabei folgt Geisler der imma- ­nenten Logik seines typographischen Projekts und fertigt einen Wandkalender für das Jahr 2013 aus zweitausenddreizehn Computertasten. Danach werden die einzelnen Tasten in Kalenderabschnitte sortiert und fotografiert. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Bilder am Computer bearbeitet und zusammengefügt – es entsteht ein Wandkalender zum Beschriften. Durch die lackierte Oberfläche können mühelos Notizen aufgetragen und wieder entfernt werden. Liest man die abgebildeten Tasten von links nach rechts, erschließt sich jeder einzelne Tag des Jahres.
Tastatur-Kalender von Harald Geisler für 2013. ...
Tastatur-Kalender von Harald Geisler für 2013. Foto: Dietmar Melzer
Mit seinem Kalender hinterfragt Harald Geisler die Konstruktion von Zeit als kulturellem Gut. Er will Benutzer und Betrachter dazu anregen, über das Kalenderjahr zu reflektieren, nicht in Zeitabschnitten zu denken, sondern die Zeit als Fließtext wahrzunehmen. „Ein Kalender ist mehr als nur ein Objekt, um die Zeit zu strukturieren”, so Geisler. „Ich übersetze den Kalender in reine Textform.“ Wer genau hinschaut, begreift das System. Die Komposition aus einzelnen Tasten lässt sich wie ein Text lesen, von rechts nach links und von oben nach unten. Idee und Konzept des Kunstprojekts werden seit 2009 von Harald Geisler kontinuierlich fortgeführt. Was als besondere Neujahrsgruß-Karte gedacht war, begeistert mittlerweile eine internationale Fangemeinde. „Der Grundgedanke für diesen außergewöhnlichen Kalender entstand bei der Betrach-­ tung eines Büros, in dem eine Person jeden Tag Briefe am Computer schreibt“, erklärt er. In der Phantasie des Typographen würde jede gedrückte Taste nicht nur gezählt, sondern gesammelt, geordnet und verwahrt werden. „Die Tasten, auf denen die Buchstaben und Zahlen getippt werden, trage ich sozusagen ab und sammle sie. Über Tage und Wochen hinweg würde ein riesiger Berg von Tasten entstehen, den ich zu einem Kalender zusammenfüge.“ Das Ergebnis wird zum vierten Mal in Originalgröße als Kunstdruck vervielfältigt. Der Kalender kann über die Webseite www.haraldgeisler.com/order-prints und ausgewählte Buchläden bezogen werden.

Harald Geisler wurde 1980 in Frankfurt/Main geboren. Seine Mutter Ilse, geborene Salmen, stammt aus Streitfort, sein Vater Harald Geisler aus Deutsch-Tekes. In seinem Atelier arbeitet er an Projekten aus den verschiedensten Bereichen: von Schriftentwurf, Buchgestaltung und eigenwilligen kalligraphischen Objekten bis zu Still­leben und Kalendern. Seine Werke wurden unter anderem im Frankfurter Museum für Kommunikation, dem Frankfurter Kunstverein, der Berliner Galerie „Blumen“ und beim Atlantis Festival in Split ausgestellt.

Dietmar Melzer

Schlagwörter: Kunst, Kalender, Porträt

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