25. März 2017

Homepage von Hans Bergel: Informationen aus erster Hand

Wer mehr über Leben und Lebenswerk des bald 92-jährigen Schriftstellers und Journalisten Hans Bergel erfahren möchte, kann sich nun auf seiner offiziellen Webseite www.hans-bergel.de aus erster Hand informieren. Übersichtlich strukturiert, vermittelt sie in acht Menüpunkten Einblicke zu dem aus Siebenbürgen stammenden Verfasser von 46 und Mitverfasser von über 70 Büchern, dessen schriftstellerisches Wirken immer wieder gewaltsam unterbrochen wurde. Grund: Mangelnde Anpassung an herrschende politische Umstände im damaligen Rumänien. Autobiografisches spielt in seinen Werken daher zwangsläufig eine Rolle, doch geht es ihm beim Erzählen um die Erfassung regionaler Spezifika sowie allgemeines menschliches Erleben, so der Autor unter „Begrüßung“.
Im ersten Menüpunkt „Leben und Wirken“ erfahren wir, dass der 1925 in Rosenau geborene Bergel bereits 1942 wegen antinazistischer Haltung von der Schule verwiesen wurde. 1944 bis 1947 stand er mit dem bewaffneten antikommunistischen Widerstand in Verbindung. 1945 aus dem Sammellager der zur Deportation in die Sowjetunion anstehenden Deutschen ausgebrochen, versuchte er 1947 vergeblich die Flucht aus Rumänien. Insgesamt dreimal landete er im Gefängnis: 1947, 1954, schließlich wurde er im Kronstädter Schriftstellerprozess 1959 zu 15 Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt. Das Motiv der Anklage war sein 1956 zunächst preisgekrönter, später jedoch als regimefeindlich ausgelegter doppeldeutiger Roman „Fürst und Lautenschläger“, beschrieben unter dem Menüpunkt „Bücher“: 1612 besetzt Siebenbürgens Fürst Gabriel Báthory die Stadt Kronstadt. Ein fahrender Sänger ermutigt die Bürger (zum Aufstand) gegen Báthorys Tyrannei. Vom Fürsten festgenommen, verweigert er diesem ein Loblied im Tausch gegen die Freiheit: „Ich bin keine Hure.“ Die Erzählung wurde zur Widerstandslegende.

Hans Bergel bietet auf seiner Homepage umfassende ...
Hans Bergel bietet auf seiner Homepage umfassende Informationen über sein Werk und Leben.
1968 reiste Bergel zur Familie nach Deutschland aus, wo er bis 1989 als Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung wirkte. Heute lebt er mit seiner zweiten Ehefrau Elke in Gröbenzell, Oberbayern, und Costermano, Veneto.

Konkrete Einblicke in seine Werke liefert der Menüpunkt „Bücher“: Natur und Sport, etwa das Fliegen, finden darin ebenso Platz wie Geschichte, Kultur, Kunst, Minderheitenfragen, die Politik seines südosteuropäischen Herkunftslandes oder interessante Porträts über Siebenbürger Sachsen – etwa den in Indien zu Ruhm gekommenen Arzt Johann Honigberger (1795-1869) oder den Raketenerbauer Conrad Haas (1529-1569).

Zitate aus Literaturkritiken vermitteln eine Vorstellung von Ausdruck und Herangehensweise: „Bergels psychologischer Blick ist zu scharf, um in der Welt eine Idylle zu finden“, schreibt Andreas Birkner, Siebenbürgische Zeitung, zu den zehn Erzählungen aus den Donau- und Karpatenlandschaften „Im Feuerkreis“ (1972). Über „Die Sachsen in Siebenbürgen nach dreißig Jahren Kommunismus.“ (1976) steht in Akademische Blätter, Salzburg: „Die Erkenntnis des Endphasencharakters sächsischer Existenz in Siebenbürgen (…) stützt Bergel auf eine tiefgreifende Analyse von Vergangenheit und Gegenwart der Siebenbürger Sachsen. Eine erschütternde Analyse.“ Der Süddeutsche Rundfunk schreibt zum Roman „Tanz in Ketten“ (1977) über die kommunistische Terrorherrschaft: „Mit epischer Kraft und Dynamik glückte hier ein Werk, wie unser Büchermarkt es bisher nicht kannte. ,Der Tanz in Ketten‘ ist ein Roman, den man noch in Jahrzehnten mit Spannung und Erregung lesen wird.“

Es folgen die Menüpunkte „Preise und Ehrungen“, „Öffentliche Stimmen zum Werk“ und „Fotos“ aus verschiedenen Lebensetappen. „Literatur über Hans Bergel“ liefert einen Überblick zu Werken, in denen er selbst zum Gegenstand literarischer Analysen wurde. Unter „Links“ ist eine Suche nach Büchern, Artikeln und Youtube-Videos von und über Hans Bergel in Bibliotheken, Verlagen und Online-Plattformen möglich.

So erweist sich die Webseite als wertvoller Fundus für Bergel-Fans und hiermit vielleicht neugierig Gewordene, die den „vom Bleiminen-Häftling bis zum Berufsmusiker, vom Bauarbeiter bis zu dem von einem östlichen Geheimdienst als ‚außerordentlich gefährlich für die Sicherheit des Staates‘ eingestuften Journalisten“ authentisch entdecken und erleben möchten.

Nina May

Schlagwörter: Bergel, Webseite, Schriftsteller, Literatur, Burzenland

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