25. April 2021

Schenkungen an das Siebenbürgische Museum im Zuge der Ausstellung „‚… skoro damoi!‘ Hoffnung und Verzweiflung“

Anlässlich des Gedenkens an die Deportation der Siebenbürger Sachsen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion präsentiert das Siebenbürgische Museum Gundelsheim noch bis zum 15. August die Ausstellung „‚… skoro damoi!‘ Hoffnung und Verzweiflung. Siebenbürger Sachsen in sowjetischen Arbeitslagern 1945-1949“.
Henkelbecher, im Gebrauch im Lager 1087 in ...
Henkelbecher, im Gebrauch im Lager 1087 in Dnjepropetrovsk 1945-1949, Aluminium, Henkel angenietet. Siebenbürgisches Museum, Foto: © Siebenbürgisches Museum, M. Lörz
Aufgrund der Corona-Pandemie informiert momentan die Homepage des Siebenbürgischen Museums (www.siebenbuergisches-museum.de) tagesaktuell über die Öffnungszeiten sowie -bedingungen.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Dinkelsbühl und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Das Ausstellungsprojekt wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und den Verein zur Förderung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim.

Nach dem Aufruf zur Mitarbeit an der Ausstellung im Herbst 2019 erhielt das Siebenbürgische Museum unerwartet viel Unterstützung durch Zeitzeuginnen und -zeugen sowie deren Nachfahren. Aufgrund der Vielzahl an Leihgaben, vorwiegend aus Privatbesitz, zum zeitgeschichtlichen Hintergrund sowie zur Dokumentation der Alltagsgeschichte in den Lagern und während der Zwangsarbeit können 190 Exponate präsentiert bzw. im Ausstellungskatalog dokumentiert werden, die großteils bislang der Öffentlichkeit und der Forschung unbekannt waren. Das Siebenbürgische Museum bedankt sich an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bei allen, die die Ausstellung so tatkräftig mit Leihgaben und Informationen unterstützt haben.

Ein ganz besonderer Dank gilt denjenigen, die sich im Zuge des Ausstellungsprojekts dazu entschlossen haben, ihre lange gepflegten Erinnerungsstücke an die für die Siebenbürger Sachsen so einschneidende Zeit dem Siebenbürgischen Museum zu schenken, damit diese dauerhaft bewahrt werden.

Eines dieser tief berührenden Objekte, das dem Museum im Zuge der Ausstellung aus Nürnberger Privatbesitz geschenkt wurde, ist ein kleiner Henkelbecher aus dem Lager 1087 in Dnjepropetrovsk, der Katharina B. aus Reußen (Jahrgang 1921) gehörte. Sie bemerkte in ihren Erinnerungen hierzu: „1946 war alles sehr trocken, es war Dürre, es hat nicht geregnet. Wir klaubten das Gras vom Weg und kochten es, damit die Suppe ‚dicker‘ war. Im selben Jahr wurde ich schwer krank, ich bekam Typhus. Da ich nicht transportfähig war, kam ich in ein russisches Krankenhaus, in dem auch kranke russische Frauen waren. Als ich zu Kräften kam, fragte mich eine Russin, die von zuhause Milch und Rahm bekommen hatte: ‚Paninka […] willst du auch ein wenig davon haben?‘ Es war süßer Rahm. So etwas hatte ich sehr lange nicht mehr getrunken!“

Dieser und viele weitere hochinteressante und bewegende Zeitzeugenberichte sind im Ausstellungskatalog nachzulesen. In der reich bebilderten Publikation werden zudem auf 312 Seiten die 190 Exponate präsentiert sowie die Forschungsergebnisse der Ausstellung dokumentiert. Der Katalog kann gegen Rechnung für 29,- Euro zuzüglich Versandkosten beim Siebenbürgischen Museum (E-Mail: info[ät]siebenbuergisches-museum.de) bestellt werden. Außerdem ist der Katalog im Buchhandel und direkt über den Verlag Renate Brandes (www.brandes-verlag.de) erhältlich.

Voraussichtlich wird vom 27. August bis 26. September die Ausstellung „‚Das Laub gesammelt aus fünf Herbsten‘. Die Deportation von Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion 1945-1949. Künstlerische Reflexion“ im Haus der Geschichte Dinkelsbühl zu sehen sein, die ebenfalls vom Siebenbürgischen Museum in Zusammenarbeit mit seinen Projektpartnern konzipiert wird. Diese wird aus einer kunsthistorischen Perspektive heraus die Reflexion der Deportationserfahrung auf persönlich-künstlerischer Ebene von den 1950er Jahren bis in die Gegenwart ebenso wie die versuchte Vereinnahmung des Themas durch die Staatskunst des kommunistischen Rumäniens in den 1950-1970er Jahren dokumentieren und vermitteln. Im Siebenbürgischen Museum Gundelsheim wird diese Kunstausstellung vom 10. Dezember 2021 bis 24. April 2022 präsentiert. Auch zu dieser wird ein reich bebilderter Ausstellungskatalog erscheinen.

Obwohl die Ausstellungsplanung bereits weit fortgeschritten ist, freut sich das Team des Siebenbürgischen Museums weiterhin über Leihgaben von Gemälden und Grafiken zu diesem Themenkreis. Informationen und Abbildungen hierzu werden per E-Mail erbeten an: info[ät]siebenbuergisches-museum.de.

Schlagwörter: Siebenbürgisches Museum, Gundelsheim, Ausstellung, Deportation, Russlanddeportation, Kunst

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