5. Oktober 2021

Erfahrungsaustausch der Frauenreferentinnen: Kulturschaffen unter Corona-Bedingungen

Angelehnt an den Termin des Seminars „Verlust – Erinnerung – Identität – Glaube“, das die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ zusammen mit dem Bundesfrauenreferat des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland vom 10. bis 12. September in Bad Kissingen organisiert hat (siehe Themenreiche Tagung des Bundesfrauenreferates in Bad Kissingen), gab es am Samstagabend einen zusätzlichen Programmpunkt, bei dem die Frauenreferentinnen der Kreis- und Landesgruppen von ihren Aktivitäten und Erfahrungen während der letzten eineinhalb Jahre berichtet haben.
Soweit die Beschränkungen es zugelassen haben, haben sich die unterschiedlichen Gliederungen des Verbandes auch 2020 und 2021 bemüht, den Kontakt zu den Landsleuten zu halten, Hilfe zu leisten und Angebote zur Pflege von Kultur und Gemeinschaft zu machen. Da viele dieser sozialen und kulturellen Aufgaben in der siebenbürgisch-sächsischen Community häufig in den Händen der Frauen liegen, hatten sie zum Thema „Kulturschaffen unter Corona-Bedingungen“ viel zu berichten.

Angeleitet wurde die Runde von der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Doris Hutter, die in ihrem Impulsvortrag beschrieb, was während der Pandemie auf Bundesebene getan wurde: Neben zwei erkenntnisreichen Workshops zum Thema Mitgliederwerbung waren es vor allem digitale Angebote, die die Distanz zwischen den Landsleuten mindern helfen sollten. Die Ideen reichten von kleinen Videos zum 1. Mai (Maiblasen 2020, „Maifpfeifen“ 2021) über zwei Digitale Heimattage bis hin zur Video-Challenge „7 Gründe zum Mitgliedsein“, die einmal durchs Land ging und die Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Aktivitäten des Verbandes lenkte. Auch auf die erstaunlich unkomplizierte Möglichkeit, zusammen mit Radio Siebenbürgen eine ganze Mundartsendungen aufzunehmen, wies Hutter noch einmal hin.

Freilich konnten die anwesenden Frauenreferentinnen von nicht minder interessanten Beispielen aus ihren Kreis- und Landesgruppen berichten, sodass es zu einem regen Austausch kam, wobei immer wieder Fragen nach dem erforderlichen Aufwand, den Kosten oder den Reaktionen der Mitglieder gestellt wurden. Es ist klar, dass alle Untergliederungen in Hinblick auf die finanziellen und personellen Ressourcen anders aufgestellt sind und nicht alles überall möglich ist. Hier soll dennoch ein kleiner Überblick folgen:

Obwohl (oder weil?) die Welt heute so digital ist, kamen per Post versandte Grüße stets sehr gut bei den Mitgliedern an. Seien es Geburtstagsgrüße, Jubiläums-Festschriften, bedruckte Mund-Nasen-Bedeckungen, Liedtexte, Gedichte, bedruckte Plätzchen, saisongerechte Beschreibungen siebenbürgisch-sächsischen Brauchtums oder Weihnachtskarten, vieles passt in ein Briefkuvert. Wo es nicht passte, wurden mitunter auch schon Radtouren unternommen, um die Mitglieder an der Haustür mit einer Kleinigkeit zu überraschen.
Szene aus dem Video „7 Gründe zum Mitgliedsein“: ...
Szene aus dem Video „7 Gründe zum Mitgliedsein“: Wenn pandemiebedingt alle Veranstaltungen ausfallen, kann man sie zu Hause nachspielen und gleichzeitig Werbung für den Verband machen.
Umgekehrt gab es insbesondere zum Pfingstwochenende in mehreren Kreisgruppen die Möglichkeit, sich leckeren Kuchen, Eintopf oder Mici in eigens dafür eingerichteten „Drive-Ins“ zu besorgen. Zu wissen, dass man gerade mit zahlreichen anderen Menschen in Deutschland den Digitalen Heimattag verfolgt und dabei „gemeinsam“ Krautwickel isst, das war schon ein schöner Gedanke. Wer sein Essen lieber selbst zubereiten wollte, konnte das ebenfalls tun, denn in Onlinekursen wurde gekocht und gebacken. Der digitalen Welt sind bekanntlich kaum Grenzen gesetzt, sodass mitten im Lockdown auch Tanzproben online abgehalten oder Adventsvideos aufgenommen werden konnten.

Freilich geht im Digitalen viel verloren und nicht jeder hat Lust oder Gelegenheit, Videokonferenzen durchzuführen, also wurde (mitunter in größeren Telefonaktionen) auch zum Hörer gegriffen. Wer konnte, traf sich draußen und ging spazieren, machte Wanderungen oder organisierte Waldfeste und Gottesdienste im Freien.

An Ideen mangelte es den Ehrenamtlichen wahrlich nicht! Und war der Aufwand zum Teil auch groß, so entschädigten stets die herzlichen Reaktionen. Nicht wenige Frauen berichteten davon, wie bereichernd die Aktionen für sie selbst waren.

Nun hat das Verbandsleben in diesem Sommer teilweise wieder an Fahrt aufgenommen – was für Erleichterung und Freude sorgte. Doch der Herbst steht vor der Tür, die Pandemie ist noch nicht vorbei und der Winter wird sicherlich für den ein oder anderen erneut Einschränkungen mit sich bringen. Auch gab es bereits vor der Pandemie vereinsamte Menschen oder solche, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Für manche sind die Wege in der Kreisgruppe einfach zu lang. Während die meisten von uns also hoffen, bald wieder ihren alten Gewohnheiten von „früher“ nachgehen zu können, gibt es doch Angebote, über deren Beibehaltung diskutiert werden kann.

Größter Dank gebührt all jenen, die auch unter erschwerten Bedingungen zur Pflege der Gemeinschaft beigetragen haben. Herzlichen Dank auch dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V., das die Tagung durch eine Förderung aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales möglich gemacht hat.

Dagmar Seck



Fotogalerie: Siebenbürgische Frauentagung vom 10. bis 12. September 2021 in Bad Kissingen

Schlagwörter: Tagung, Bad Kissingen, Heiligenhof, Bundesfrauenreferat, Frauenarbeit, Frauenreferentinnen, Corona, Pandemie, Kulturarbeit, Bundeskulturreferat, Seck

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