3. Dezember 2009
Nachruf auf David Șerbu
Die Kreisgruppe Aachen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen trauert um unser ältestes Mitglied David Șerbu, dem wir am 28. Oktober 2009 auf dem Jüdischen Friedhof in Aachen das letzte Geleit gaben. Unser Mitgefühl gilt seiner Witwe Silvia und seiner Familie.
David Șerbu, Maler, Grafiker, Musiker, wurde 1911 in Tulgheși (Ostkarpaten) in eine angesehene, gebildete und hochbegabte jüdische Familie geboren. Er wuchs in Kronstadt auf, besuchte sächsische Schulen und nahm bereits als junger Mann regen Anteil am öffentlichen Leben der Stadt. Er schloss sich der sächsischen Jugend in kirchlichen Kreisen an (Blau-Kreuz-Verein und verschiedene Musikvereine) und war Mitglied im Philharmonischen Orchester Kronstadt. Sein Grafik-Studium absolvierte er in Prag.
Durch die auch in Siebenbürgen ab 1939 einsetzende Judenverfolgung wurde er verfemt, verunglimpft und aus den siebenbürgisch-sächsischen Vereinen hinausgedrängt. 1940 wurde er als Jude von den Nazis (Organisation TODT) zur Zwangsarbeit in die Ukraine verschleppt. Er überlebte und verhalf nach seiner Rückkehr Frauen und Kindern, ethnisch aus der Reihe seiner ehemaligen Peiniger, zur Flucht vor der Rache der neuen Machthaber im Lande. Wo existentielle Not war, konnte er nicht wegsehen. Seinem Glauben treu geblieben, verkörperte und lebte er die Ring-Parabel aus „Nathan der Weise“ so vollkommen, als hätte Gotthold Ephraim Lessing persönlich sie ihm eingegeben. Er emigrierte nach Israel. Nach neun Jahren übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland, das Land seiner Muttersprache, wo er sich endlich heimisch fühlte. Hier schloss er sich in der Kreisgruppe Aachen wieder den Siebenbürger Sachsen an und war seit seinem Zuzug nach Aachen 1970 ein treues und aktives Mitglied. Durch seine charismatische Ausstrahlung, seine begnadete Erzählgabe und Geselligkeit prägte und förderte er wesentlich den Zusammenhalt unserer Gruppe. Unzählige Male spielte er sich mit seiner Klarinette mit heimatlichen Klängen siebenbürgischer Volkslieder in unsere Herzen und regte uns zum Mitsingen an. Wir werden ihn bei unseren künftigen Treffen sehr vermissen.
Unter dem Motto „Ein’ feste Burg ist unser Gott“ formte David Șerbu als 90-Jähriger, meist in Nachtarbeit, 73 Keramik-Tonreliefs von siebenbürgischen Kirchenburgen, die er 2004 der Kreisgruppe Drabenderhöhe schenkte. Dort sind sie im „Turm der Erinnerung“ auf Dauer ausgestellt. Sie werden als Zeugen siebenbürgischer Kultur die Zeiten überstehen, auch wenn einige Burgen in Siebenbürgen verfallen. 2006 wurde ihm für seine Verdienste das Silberne Ehrenwappen der Landsmannschaft verliehen.
David Șerbu hat als fast 98-Jähriger, noch drei Tage vor seinem Tod, im Künstleratelier gestanden und eine Klasse in Aquarellmalerei unterrichtet. Dabei stellte er im Gespräch und in der Kunst nicht selten auch den Bezug zu seiner Heimat Siebenbürger her und war damit auch dort ein Träger und Botschafter siebenbürgischer Kultur. David Șerbu hat sich als Künstler einen bleibenden Namen gemacht. Darüber hinaus hat er sich in der Gemeinschaft als Mensch bewährt, weshalb er als Künstler beachtet und als Mensch geachtet und geliebt wurde. Wir werden ihn in ehrendem Andenken behalten.
David Șerbu hat im hohen Alter von 97 Jahren noch seine Memoiren niedergeschrieben. Sie sind ein authentischer, historischer Bericht seines Lebens von 1911 bis 2009, in dessen Zentrum auch die siebenbürgische Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen dokumentiert ist. Die Memoiren sind flüssig und spannend geschrieben und werden voraussichtlich im nächsten Jahr als Buch erscheinen.
Durch die auch in Siebenbürgen ab 1939 einsetzende Judenverfolgung wurde er verfemt, verunglimpft und aus den siebenbürgisch-sächsischen Vereinen hinausgedrängt. 1940 wurde er als Jude von den Nazis (Organisation TODT) zur Zwangsarbeit in die Ukraine verschleppt. Er überlebte und verhalf nach seiner Rückkehr Frauen und Kindern, ethnisch aus der Reihe seiner ehemaligen Peiniger, zur Flucht vor der Rache der neuen Machthaber im Lande. Wo existentielle Not war, konnte er nicht wegsehen. Seinem Glauben treu geblieben, verkörperte und lebte er die Ring-Parabel aus „Nathan der Weise“ so vollkommen, als hätte Gotthold Ephraim Lessing persönlich sie ihm eingegeben. Er emigrierte nach Israel. Nach neun Jahren übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland, das Land seiner Muttersprache, wo er sich endlich heimisch fühlte. Hier schloss er sich in der Kreisgruppe Aachen wieder den Siebenbürger Sachsen an und war seit seinem Zuzug nach Aachen 1970 ein treues und aktives Mitglied. Durch seine charismatische Ausstrahlung, seine begnadete Erzählgabe und Geselligkeit prägte und förderte er wesentlich den Zusammenhalt unserer Gruppe. Unzählige Male spielte er sich mit seiner Klarinette mit heimatlichen Klängen siebenbürgischer Volkslieder in unsere Herzen und regte uns zum Mitsingen an. Wir werden ihn bei unseren künftigen Treffen sehr vermissen.
Unter dem Motto „Ein’ feste Burg ist unser Gott“ formte David Șerbu als 90-Jähriger, meist in Nachtarbeit, 73 Keramik-Tonreliefs von siebenbürgischen Kirchenburgen, die er 2004 der Kreisgruppe Drabenderhöhe schenkte. Dort sind sie im „Turm der Erinnerung“ auf Dauer ausgestellt. Sie werden als Zeugen siebenbürgischer Kultur die Zeiten überstehen, auch wenn einige Burgen in Siebenbürgen verfallen. 2006 wurde ihm für seine Verdienste das Silberne Ehrenwappen der Landsmannschaft verliehen.
David Șerbu hat als fast 98-Jähriger, noch drei Tage vor seinem Tod, im Künstleratelier gestanden und eine Klasse in Aquarellmalerei unterrichtet. Dabei stellte er im Gespräch und in der Kunst nicht selten auch den Bezug zu seiner Heimat Siebenbürger her und war damit auch dort ein Träger und Botschafter siebenbürgischer Kultur. David Șerbu hat sich als Künstler einen bleibenden Namen gemacht. Darüber hinaus hat er sich in der Gemeinschaft als Mensch bewährt, weshalb er als Künstler beachtet und als Mensch geachtet und geliebt wurde. Wir werden ihn in ehrendem Andenken behalten.
David Șerbu hat im hohen Alter von 97 Jahren noch seine Memoiren niedergeschrieben. Sie sind ein authentischer, historischer Bericht seines Lebens von 1911 bis 2009, in dessen Zentrum auch die siebenbürgische Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen dokumentiert ist. Die Memoiren sind flüssig und spannend geschrieben und werden voraussichtlich im nächsten Jahr als Buch erscheinen.
Reinhold Martini
Schlagwörter: Nachruf, Künstler, Malerei
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Neueste Kommentare
- 05.12.2009, 23:47 Uhr von seberg: Aber Anchen, du willst von mir doch sicher keine Anleitung zum ehrlichen Umgang mit der ... [weiter]
- 05.12.2009, 23:46 Uhr von Joachim: Jo ! [weiter]
- 05.12.2009, 23:38 Uhr von Anchen: Na, die g-e-l-e-b-t-e, ob sie nun klein oder winzig war oder umgekehrt, aber du weisst deine ... [weiter]
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