28. Oktober 2021

Kurzer Abriss der Geschichte des vor 150 Jahren gegründeten Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien

Lesen Sie im Folgenden einen knappen Rückblick auf die Vereinsgeschichte, um den erstaunlichen Werdegang, vor allem des Wiener Vereins der Siebenbürger Sachsen, immerhin einer der ältesten, noch bestehenden Vereine der österreichischen Metropole überhaupt, Revue passieren zu lassen.
Wien war im Laufe der Jahrhunderte immer schon bevorzugter Studienort der Söhne der begüterten siebenbürgischen Sachsen, schließlich studierte hier 1520-1525 auch der Humanist, Universalgelehrte und Reformator Johannes Honterus. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde der Universitätsprofessor Martin Capinis, seiner Herkunft wegen Siebenbürger genannt, zum Bürgermeister Wiens, sein Sohn Thomas immerhin zum Stadtrichter ernannt.
Obmann Dr. Kurt Thomas Ziegler spricht beim ...
Obmann Dr. Kurt Thomas Ziegler spricht beim Festakt am 9. Oktober in der Wiener Hofburg. Foto: Christian Schoger
Die Beziehungen zwischen der Residenzstadt Wien und der Haupt- und Hermannstadt Siebenbürgens erreichten ihren Höhepunkt zur Zeit Maria Theresias und des Barons Samuel von Brukenthal, dem die österreichische Monarchin bekanntlich zum verantwortungsvollen Posten des Gubernators Siebenbürgens verhalf und dessen 300. Geburtstag heuer, vornehmlich in der Hauptstadt des ehemaligen Großfürstentums mit gebührendem Aufwand gedacht wird.

1871 aber glaubten die in Wien Studierenden, aber auch die hier tätigen Kaufleute und Handwerker, dass es an der Zeit sei, einen Verein zu gründen, um einer Gemeinschaftspflege, einer gegenseitigen Unterstützung, aber natürlich auch der miteinander genossenen Geselligkeit eine Möglichkeit zu bieten, andererseits auch um bessere Kontakte zur Heimat zu pflegen und etwas bewusster als Vertreter der Siebenbürger Sachsen in der Metropole auftreten zu können. Nach der Bewilligung des Vereins 1871 durch die Statthalterei Wiens begann zunächst eine zögerliche, ab 1895 dann eine intensivere Tätigkeit des Vereins, der nach einer kriegsbedingten Pause ab 1920 sich der Kinderhilfsaktion, das heißt der sommerlichen Verschickung von Kindern aus dem hungernden Wien in das vom Krieg eher verschonte, lebensmittelreichere Siebenbürgen ausgiebig widmete.

In der Zwischenkriegszeit wurde eine Trachten-Tanzgruppe gegründet, deren Erfolge auch im Ausland sich sehen lassen konnten. Es wurden unter massivem Zuspruch die halbrunden und runden Gedenktage des Vereins begangen, doch dann verdüsterte sich nach dem Anschluss 1938 und während der Kriegsjahre die Szenerie. Gleich nach Kriegsende aber galt es, den Flüchtlingen aus dem Osten, den Deportationsrückkehrern und den entlassenen Kriegsgefangenen Hilfeleistungen zukommen zu lassen, was die Belastung des Vereins ins schier Unermessliche steigerte. Doch dieser stellte sich den Anforderungen, half sowohl den Ankommenden als auch den Durchreisenden, wie er es während der letzten Jahrzehnte ab dem nordsiebenbürgischen Flüchtlingstreck bis in die Achtzigerjahre, vor allem aber in den Jahren des massiven Exodus der Sachsen nach 1989, auch weiterhin tat. Den Dortgebliebenen wurde mit Spenden und Hilfskonvois unter die Arme gegriffen.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden in Wien sächsische Nachbarschaften, neben der Tanz- auch eine Frauengruppe gegründet; man lud zu gemütlichen Abenden und zum sehr beliebten Sommerfest ein. Es gab interessante Vorträge bekannter Persönlichkeiten, vom rumänischen Botschafter bis zu Karl von Habsburg, man organisierte Leseabende mit Hans Bergel, Dagmar und Dietfried Zink und Heinrich Höchsmann, oder ließ sich von Schauspielern wie Nikolaus Paryla unterhalten.

Eine eingehendere Darstellung der Vereinsgeschichte bietet die zum Jubiläum herausgegebene Festschrift „Gemeinschaft, Tradition, Integration: 150-jähriges Bestehen des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien und der Steiermark“.

Kurt Thomas Ziegler, Obmann der Siebenbürger Sachsen in Wien



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Denkwürdiger Festakt in der Wiener Hofburg zu 150-jährigem Vereinsjubiläum

Schlagwörter: Österreich, Wien, Verein, Jubiläum, Geschichte, Obmann, Ziegler, Festakt, Parlament, Festschrift, Brukenthal, Honterus, Nachbarschaften, Tanzgruppe

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