8. März 2017

Starke Präsenz in der Öffentlichkeit: Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen tagte in München

Wir leben in unruhigen Zeiten in einer sich stetig wandelnden Gesellschaft. Die Siebenbürger Sachsen wirken dabei mit ihrer Kulturpflege und ihrem Bürgersinn stabilisierend und ausgleichend überall dort, wo sie heute leben. Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ist stark vernetzt mit den anderen siebenbürgischen Vereinen in Europa und Übersee. Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius, zugleich Vorsitzender der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen, und Bundesvorsitzende Herta Daniel wirken in regem Kontakt mit den jeweiligen Regierungsstellen darauf hin, dass unsere Kultur gefördert und unsere rechtlichen Interessen gewahrt werden. All diese Aktionen müssen geplant und erörtert werden. Das operative Führungsgremium des Verbandes ist der Bundesvorstand, der in seiner Frühjahrssitzung am 4. März 2017 in München kulturelle und verbandspolitische Fragen erörterte.
Die gut strukturierte Sitzung wurde von der Bundesvorsitzenden Herta Daniel geleitet, die unter den Anwesenden insbesondere den aus Hermannstadt angereisteten Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS), Winfried Ziegler, und den neuen Vorsitzenden des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, Dr. Harald Roth, begrüßte. Pfarrer Hans Schneider von der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD hielt einleitend eine kurze Andacht zum Thema des Miteinander der Generationen.

Heimattag und Sachsentreffen

Kulturelle Höhepunkte dieses Jahres sind der Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 2. bis 5. Juni in Dinkelsbühl (der Heimattagausschuss beriet tags zuvor ebenfalls in München, ein separater Bericht folgt in der morgigen SbZ Online) und das Sachsentreffen vom 4. bis 6. August in Hermannstadt. Der Ehrenvorsitzende des Verbandes, Dr. Wolfgang Bonfert, wies auf die Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen hin, die vor 50 Jahren in Dinkelsbühl errichtet wurde. Das Jubiläum des Denkmals, das gerade saniert wird, soll beim Pfingstfest in Dinkelsbühl entsprechend gewürdigt werden.

Als Treffen der Siebenbürger Sachsen aus der ganzen Welt präsentierten Hans Gärtner, Vorsitzender des HOG-Verbandes, und DFDS-Geschäftsführer Winfried Ziegler das Sachsentreffen in Hermannstadt. Selbst aus den USA werden eine Blaskapelle und eine Reisegruppe erwartet. Der Verband der Siebenbürger Sachsen und seine Jugendorganisation, die SJD, werden das Sachsentreffen und die Kulturwoche Haferland vom 8.-14. August durch kulturelle Beiträge stärker als bisher mitgestalten.

Neue Web-App von Siebenbuerger.de

Mit einer besonderen Neuerung wartet die Webseite des Verbandes, Siebenbuerger.de, sowohl beim Heimattag in Dinkelsbühl und beim Sachsentreffen in Hermannstadt auf. Unter dem Motto „Entdecke deine Umgebung und besuche was dir gefällt“ werden alle Termine der beiden Begegnungsfeste mit geografischen Koordinaten versehen und auf Karten bzw. Stadtplänen angezeigt – ein großer Mehrwert vor allem für Smartphone-Nutzer, die sich vor Ort orientieren wollen. Mittels der neuen Web-App können künftig auch Sehenswürdigkeiten mit siebenbürgisch-sächsischem Bezug in Siebenbürgen (Kirchenburgen, Gästehäuser etc.), siebenbürgische Einrichtungen in Deutschland und alle Termine des Veranstaltungskalenders auf Siebenbuerger.de angezeigt werden. Wie Internetreferent Robert Sonnleitner berichtete, lesen immer mehr Nutzer – zurzeit sind es 30 Prozent, Tendenz steigend –Siebenbuerger.de mit ihrem Smartphone. Diesen Benutzerwünschen kommt man durch eine mobile Version der Webseite und neuerdings durch eine optisch und inhaltlich aufgefrischte Version des Siebenbuerger.de-Newsletters entgegen.

Hetzkampagne gegen die deutsche Minderheit

Über die aktuelle politische Lage in Rumänien berichtete Winfried Ziegler. Positiv sei, dass die Justiz greift, doch die regierende Sozialdemokratische Partei (PSD) versuche diese auszuhebeln. Ihr Hauptangriff gelte Staatspräsident Klaus Johannis, der sich für den Rechtsstaat und Korruptionsbekämpfung stark mache. Eine regelrechte Hetze betreiben regierungsnahe Medien auch gegen die deutsche Minderheit und den Bundestagsabgeordneten Bernd Fabritius. Sowohl das Forum als auch Fabritius meldeten sich mit Klarstellungen zu Wort.

Bernd Fabritius betonte, dass er seine Kritik an einzelnen Gesetzgebungsprojekten der neuen rumänischen Regierung in beruflicher Eigenschaft als erster Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Recht und Menschenrechte der Parlamentarischen Versammlung des Europarates verfasst habe (siehe Artikel in der SbZ Online) und daher kein Verbandsbezug bestünde. Bei den zu beobachtenden Maßnahmen, die nur als Klientelpolitik zu verstehen seien, habe er Bedenken gegen deren rechtsstaatliche Ausrichtung. Bernd Fabritius kritisierte deutlich die aktuelle Hetzkampagne in einigen rumänischen Medien, betonte aber gleichzeitig, dass diese nicht dem allgemeinen Bild zur deutschen Minderheit in Rumänien entspreche, die weiterhin ein hohes Ansehen genießen würde. Er plädierte daher für ein differenziertes Bild zur Lage in Rumänien und kritisierte eine gelegentlich festzustellende pauschale Verurteilung aller Rumänen in sächsischen Kreisen als Reaktion auf die Verleumdungskampagne unseriöser Medien als gleichermaßen falsch und ungerecht. Darin würde sich nur die schädliche Tendenz solcher Hetze verwirklichen. Besonnenheit und gleichzeitig klare Positionierung gegen Hetze jeder Art wäre das Gebot der Stunde.

Enttäuschung über schleppende Restitution

Der Bundesvorstand zeigte sich enttäuscht über die sehr schleppende Bearbeitung der 1 160 ungelösten Restitutionsfälle, die die Verbände der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, über die Botschaft von Rumänien der Restitutionsbehörde ANRP vorgelegt hatten (ein separater Artikel folgt in der SbZ Online).

Über die jüngsten Entwicklungen auf Schloss Horneck berichtete Herta Daniel. Eine Besprechung am 31. Januar mit den Vertretern der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) und anderer Behörden habe ergeben, dass vor den Umbaumaßnahmen noch viele Untersuchungen und Bedingungen erfüllt werden müssten. Bernd Fabritius erklärte seinen Verzicht auf seinen Sitz im Vorstand des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V. Für die vakante Position wurde Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Schlossvereins, nominiert.

Tagung der Kreisgruppenvorsitzenden setzt ein Zeichen für Schloss Horneck

Um ein Zeichen für Schloss Horneck zu setzen, wird die Tagung der Kreisgruppenvorsitzenden am 4. und 5. November 2017 in Gundelsheim am Neckar stattfinden. Die Tagung dient vor allen Dingen dem Erfahrungsaustausch, die Vorsitzenden sollen in ihrer Arbeit unterstützt und animiert werden, das Verbandsleben an vorderster Stelle aktiv mitzugestalten. Die Landesgruppen werden in den nächsten Wochen Themenvorschläge seitens ihrer Kreisgruppen einholen, damit die Tagung gerade dort ansetzt, „wo der Schuh aus Sicht der Kreisgruppen drückt“, so Herta Daniel.

Intensiver Einsatz für Kultur- und Vereinsarbeit

Sehr viel Zeit und Energie widmen die Mitglieder des Bundesvorstandes der Kultur- und Vereinsarbeit auf allen Ebenen. So ist Rainer Lehni, stellvertretender Bundesvorsitzender und Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, mit den Vorbereitungen des Heimattages stark eingespannt. In diesem Jahr erfüllen sich 60 Jahr, seitdem Nordrhein-Westfallen die Patenschaft über die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen übernommen hat. Aus diesem Anlass gestaltet die Landesgruppe NRW den Heimattag in Dinkelsbühl mit und bemüht sich auch um eine Patenschaftsfeier im Landtag in Düsseldorf. Lehni hofft, dass das Ansuchen der Siebenbürger Sachsen spätestens nach der Landtagswahl vom 14. Mai 2017 positiv beschieden wird.

Nachdem eine neue Stelle des niedersächsischen Innenministeriums für die Vertriebenen und Aussiedler zuständig ist, ergriff Volkmar Gerger, Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen, die Initiative zu einem Treffen mit den neuen Verantwortlichen. Das Gespräch fand am 23. Februar in Hannover statt.
Sitzung am 4. März 2017 in der ...
Sitzung am 4. März 2017 in der Bundesgeschäftsstelle in München: Der Bundesvorstand setzt sich intensiv für die Kultur- und Vereinsarbeit der Siebenbürger Sachsen ein. Foto: Siegbert Bruss
Sehr gut besucht war die Besprechung des Landesverbandes Bayern zum Thema GEMA und Versicherungen, berichtete Landesvorsitzender Werner Kloos. Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Dr. Bernd Fabritius organisiert das Bundesfrauenreferat unter der Leitung von Christa Wandschneider vom 3.-6. Mai 2017 eine politische Bildungsreise nach Berlin. Es sind noch einige Plätze frei.

Die stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter hat zusammen mit Hans Gärtner und der Vorsitzenden der Siebenbürgischen Kantorei, Andrea Kulin, die Möglichkeiten der Beteiligung von Sängern und Chorleitern am Singspiel „Bäm Brännchen“ am 6. August 2017 in Freck ausgelotet und ist bei den gemeinsamen Proben in Deutschland behilflich.

Für 2017 plant Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster neben der erwähnten Beteiligung am Sachsentreffen und der Kulturwoche Haferland auch eine Teilnahme der Burzenländer Sachsen am Oktoberfestzug am 17. September in München.

Strukturelle Herausforderungen

Der Verband steht vor strukturellen Herausforderungen. Wie Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff darlegte, zählte der Verband Ende 2016 um 256 beitragszahlende Mitglieder weniger als ein Jahr zuvor. Auch die Anzeigeneinnahmen der Siebenbürgischen Zeitung sind, dem Trend bundesdeutscher Printmedien folgend, in den letzten Jahren gesunken. Die Bundesvorstandsmitglieder sind sich bewusst, dass mehrere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um den Haushalt auszugleichen. So will der Verband auch beim Heimattag um neue Mitglieder werben. Sonderaktionen sollen künftig im Heimattagausschuss geplant werden. Die Anzeigenpreise werden ab 2018 um zehn Prozent erhöht, nachdem sie 15 Jahre lang stabil geblieben sind. Zudem wurde angeregt, die redaktionellen Texte in der Siebenbürgischen Zeitung kürzer zu halten. Weitere Sparmöglichkeiten sollen in einer Arbeitsgruppe des Bundesvorstandes eruiert werden. Am Ende einer lebhaften Diskussion beschloss der Bundesvorstand die Haushaltsübersicht 2016 und der Haushaltsplan 2017.

Die nächste Bundesvorstandssitzung findet vor der Tagung der Kreisgruppenvorsitzenden am 3. und 4. November 2017 in Gundelsheim am Neckar statt.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Bundesvorstand, Verband, Herta Daniel, Bernd Fabritius

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