29. Oktober 2010

In Mediasch Meister, in Kronstadt Meistermacher

Der am 2. Oktober 1920 in Seiburg bei Reps geborene Otto Schmitz blickt auf ein erfülltes Leben zurück, das allerdings seine Tiefen aufweist. Schmitz hatte das Glück, ein Leben lang seine beiden Hobbys zum Beruf zu haben: den Handball und die Musik. Als Trainer prägte er mit einem Titel und vier zweiten Plätzen die erfolgreichste Dinamo-Zeit in Kronstadt.
Schmitz kommt 1936 als Schüler der Quarta des Georg-Daniel-Teutsch-Gymnasiums in Schäßburg mit dem Handballspiel in Berührung. Ab Herbst 1937 in der Lehrerbildungs­an­stalt in Hermannstadt, ist Schmitz vier Jahre lang bewährter Stammspieler der Seminar-Coetusmannschaft, zu jener Zeit die erfolgreichste Schülerhandballtruppe. In ihren endgültigen Besitz geht nach mehrmaligem Gewinn die vom Mediascher Industriellen Karres gestiftete Stefan-Ludwig-Roth-Wander­plakette.

All dies bewirkt, dass er bekannt wird. Kaum ist Schmitz im März 1947 aus Russland heimgekehrt, wird der inzwischen 27-Jährige Mitglied der Mediascher A-Liga-Handballmannschaft Karres. Im Herbst erhält er eine Lehrerstelle in Bonnesdorf und spielt in Mediasch Handball.

Als Karres-Handballmannschaft (die Karres-Schuhfabrik patroniert die Mannschaft) werden die Mediascher 1947 Landesmeister. Die Meisterschaft 1948 verliert Karres 0:3 am grünen Tisch; Victoria Schäßburg wird Landesmeister.

Im April 1950 wird Schmitz Handballtrainer beim neugegründeten Klub Dinamo Kronstadt. Es folgen fünf erfolgreiche Jahre‚ die fruchtbarsten seiner Trainerlaufbahn. Es ist auch für die Handball-Abteilung des Dinamo-Sportklubs die erfolgreichste Zeit: l953 Landesmeister, l951, 1952, 1954 und 1955 Vizemeister. Diese Ergebnisse sind auch deshalb beachtenswert, weil die Kronstädter stets im Schatten des großen Bruders in Bukarest stehen, der bei Auffrischung des Spielerkaders immer den Vorrang hat. Das wird Schmitz auch veranlassen, Kronstadt den Rücken zu kehren.

Otto Schmitz. ...
Otto Schmitz.
1951 werden die Kronstädter durch ein manipuliertes Spiel am vorletzten Spieltag um den verdienten Landesmeistertitel gebracht. 1952 verpasst Dinamo die Meisterschaft erneut nur knapp mit einem Punkt und etlichen Toren.

1956 wechselt Schmitz zu Textila Heltau, um im darauffolgenden Jahr nach Mediasch zurückzukehren mit dem Vorsatz, den Handball dieser Stadt aus der Anonymität herauszuführen, in die er durch den Abstieg aus der A-Liga 1951 geraten ist. Das misslingt jedoch. Wegen des Desinteresses aller sechs Großbetriebe der Stadt, die nur den Fußball fördern, bestehen keine richtigen Trainingsmöglichkeiten für die Handballer. Die Handballmannschaft wechselt von einem Betrieb zum anderen und wird letztendlich nach Kleinkopisch abgeschoben. Diesen Umzug in den damals am meisten verseuchten Ort im Land macht Schmitz nicht mit.

Ende 1960 übernimmt er eine Kleinfeld-Jungenmannschaft, in der hauptsächlich Schüler der Gaz-Metan-Berufsschule spielen. Schmitz hofft, mit den 17- und 18-Jährigen Erfolge erzielen zu können. In den Hallenturnieren im Winter 1961/62 hinterlässt die junge Mannschaft in Vergleichen mit Senioren- und Liga-Mannschaften wie Dinamo Kronstadt, Fogarasch oder Heldsdorf den allerbesten Eindruck. Als bei Schulabschuss Anstellungen mit Trainingsmöglichkeiten schlecht in Einklang gebracht werden, folgen mehrere Spieler der Werbung von Trainer Lascăr Pană nach Bacău zu dessen Liga-Mannschaft. Nach kurzer Zeit ist das Bacău-Fiasko beendet, die meisten kehren nach Siebenbürgen zurück, gehen jedoch nach Kleinkopisch, wo sich inzwischen eine B-Liga-Mannschaft etabliert hat.

Im Mai 1965 übernimmt Schmitz wieder die Frauenmannschaft von Sparta Mediasch. Ende 1959 beginnt er mit dem Aufbau der Kleinfeldtruppe und schafft im zweiten Anlauf den Aufstieg in die B-Liga. Trotz des geringen physischen Potenzials der Spielerinnen – zwei sind nur 1,56m groß, die größte Feldspielerin misst 1,68m – belegt sie sieben Jahre lang Platz zwei und drei, eine bewundernswerte Leistung. Die Mannschaft funktionerte wie ein Uhrwerk.

1951 vergibt der Handball-Verband in Bukarest die ersten Trainerlizenzen. Die Lizenz der erste Kategorie erhalten neben Schmitz ferner: Wilhelm Lapka, Bruno Holzträger, Feri Spier, Franz Monis, Wilhelm Kirschner und Kamenitzky. Ein Jahr darauf verlassen mit Constantin Lache, Bebe Zugrăvescu, Johnny Kunst, Oprea Vlase, Nicolae Nedef die ersten Absolventen die Bukarester Sporthochschule. Jetzt bekommen diese die A-Trainerlizenz. Schmitz und seinen Kollegen wird die A-Lizenz entzogen und sie werden in die B-Lizenz abgestuft.

Bis zur Pensionierung 1982 betreut Schmitz auch die Schülermannschaft des Mediascher Industrielyzeums, wo er ab 1968 als Lehrer arbeitet. 1989 verlässt er Siebenbürgen, um sich in Deutschland niederzulassen.

Johann Steiner

Schlagwörter: Porträt, Geburtstag, Handball, Sport

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