9. September 2009

Peter Maffay wurde 60: "Über Siebenbürgen musst du gehen"

Peter Maffay, einer der erfolgreichsten Sänger und Rockmusiker Deutschlands und der wohl bekannteste Siebenbürger der Gegenwart, wurde am 30. August 60 Jahre alt. Welch schöner Zufall, dass Peter Alexander Makkay – besser bekannt als Peter Maffay – just in dem Jahr seinen 60. feiern kann, in dem auch die Bundesrepublik auf ihre sechs Jahrzehnte währende Erfolgsgeschichte zurückblickt. Dafür stehen die Ideale von Freiheit und Gerechtigkeit, dafür stehen ein recht erfolgreiches Wirtschaften sowie das Sich-Aufrichten der Kultur und der Kulturschaffenden. Peter Maffay ist einer dieser Kulturschaffenden – und zwar kein Unbedeutender.
Erfolgsgeschichten sind bekanntlich keine endlose Kette heroischer Glanzleistungen und stets-grandioser Ideen. Das war in der Geschichte der Bundesrepublik nicht so, das war bei Peter Maffay auch nicht so. Gelungene Karrieren lassen sich aber an dem messen, was unter dem Strich steht. Und das ist nicht selten einfach das Ergebnis eines gesunden Vorhabens, verbunden mit knallharter Arbeit. Wie war das also bei Maffay?

Schon früh wollte er Musiker werden, früh wusste er, dass der konventionelle Weg nichts für ihn ist. Geboren in Kronstadt, wuchs er in einfachen, aber gesicherten Verhältnissen auf und bekam früh Zugang zur Musik. Mit sieben hielt er zum ersten Mal die Geige in der Hand – wie sollte an jener Stelle absehbar sein, dass er später, mit der unglaublichen Zahl 40 Millionen verkaufter Tonträger, zu einem der erfolgreichsten deutschen Pop- und Rockmusiker werden sollte? Erste musikalische Gehversuche machte er in den Jahren 1963 bis 1970, also in den ersten Jahren seines neuen Lebens in der Bundesrepublik.
Peter Maffay will sein soziales Engagement nach ...
Peter Maffay will sein soziales Engagement nach Siebenbürgen ausweiten, erklärte er beim Jahresempfang am 31. Januar 2008 im Bayerischen Landtag. Er hat Wort gehalten und baut nun ein Kinderprojekt in Radeln auf. Foto: Petra Reiner
Mit seinem ersten Plattenvertrag, den er 1970 erhielt, bekam die Richtung, die sein Leben nehmen würde, Kontur. Mit dem Titel „Du“ erzielte er seinen ersten Nummer-1-Hit und landete damit sogleich in der deutschen Welt der Schlager. Die Wandlung zum Rocker vollzog sich mit dem Album „Steppenwolf“. Es verkaufte sich 1,6 Millionen Mal und damit so oft wie bis dahin kein anderes Album in Deutschland. Mal um Mal bewies Maffay, dass er das richtige Gespür für die jeweilige Situation hatte, und er zeigte sich dabei überaus anpassungsfähig.

„Beständigkeit im Wandel“

Kaum ein Motto passt so gut zur Vita Peter Maffays wie jenes, das die Podiumsdiskussion beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen im Jahr 2006 trug: „Beständigkeit im Wandel“. Die Verwandlungen sind vielschichtig: Vom Schlager- zum Rockstar, von jemandem, der ein ziemlich exzessives Leben führt, hin zu einer vernunftgeprägten Lebensanschauung, von dem auf sich selbst fokussierten Musiker hin zu einem Prominenten, den die gesellschaftlichen Belange, insbesondere die von Kindern, etwas angehen. Und sein Verhältnis zu Siebenbürgen? Auch das scheint sich im Laufe der Jahre etwas verändert zu haben. In einem Interview mit der Rhein-Zeitung berichtete er: „Für mich war Rumänien ein abgeschlossenes Kapitel, dachte ich. Und da kommt eine junge Dame in mein Leben, die sagt: ,Ich schwöre dir, das ist es nicht.‘ Und ich sage: ,Red’ keinen Quatsch.‘ Und da merke ich, der einzige, der Quatsch redet, bin ich. Denn eine solche Verbindung, die kappt man nie wirklich durch, und das braucht man auch nicht. Es ist ein Bekenntnis und es ist auch eine Erkenntnis. Ein Bekenntnis zu den Wurzeln und eine Erkenntnis, dass es gut ist, welche zu haben.“

Für ein solches Bekenntnis zu den Wurzeln hat Peter Maffay zu einer eigenen Lösung gefunden: Mit dem Projekt eines Ferienheims für traumatisierte Kinder, das in Radeln im Kreis Kronstadt beheimatet ist, beweist er, dass ihn die Angelegenheiten seiner alten Heimat betreffen. Durch den Kauf des Pfarrhauses und die Restaurierung der Kirchenburg wurden die Fundamente für ein langfristiges Engagement gelegt. Damit verbindet sich auch die Hoffnung, dass neues Leben in die einst zentralen Orte des siebenbürgisch-sächsischen Kultur- und Gemeinschaftslebens einkehrt. Maffay setzt sich ein. Er versammelt Freunde und Förderer und steht mit seinem Namen für den Kampf gegen die Sorgen und Nöte der Kinder, gerade in seinem Herkunftsgebiet.

Das wiedererwachte Interesse an Siebenbürgen lässt sich aber auch daran ablesen, dass er sich dem Dialog mit seinen Landsleuten stellt, so z. B. beim Jahresempfang der Siebenbürger Sachsen im Bayerischen Landtag am 31. Januar 2008. Bei dieser Gelegenheit schilderte er seine Eindrücke von einer Reise nach Kronstadt und zeigte sich sehr interessiert an siebenbürgen-spezifischen Themen.

Doch vielleicht zu Recht wehrt sich Maffay gegen eine Überbeanspruchung dieses, seines siebenbürgischen Etiketts. Da mag es für den einen oder anderen befremdlich sein, dass Maffay seinem Siebenbürgen zwischenzeitlich 34 Jahre lang ferngeblieben ist, untätig war er in dieser Zeit jedenfalls nicht. Beständig hat er für seine Leidenschaft, die Musik, gearbeitet, er hat sich auf die Eigenarten der bundesdeutschen Gesellschaft eingelassen und sie nicht ganz unerheblich mitbestimmt. Die Märchenfigur des kleinen Drachen Tabaluga ist Ausdruck der Fantasie und der Kreativität, deren es bedarf, um in einem Umfeld, in dem „alles schon einmal da war“ und in dem sich vieles recht schnell verbraucht, zu wirken. Sie zeigt, dass es funktionieren kann, sich gegen allzu kurze Halbwertzeiten zur Wehr zu setzten, in der Musik wie in der gesellschaftlichen Anteilnahme.

Mit seinen 60 Jahren scheint Maffay nichts von dieser Energie eingebüßt zu haben. Seine gerade erschienene Biographie „Peter Maffay – Auf dem Weg zu mir“ dokumentiert seine Tatkraft. Eines ist gewiss: Die Ideen werden ihm so schnell nicht ausgehen.

Joachim Schneider


Maffay - Auf dem Weg zu mir
Edmund Hartsch
Maffay - Auf dem Weg zu mir

C. Bertelsmann
Gebundene Ausgabe

Jetzt bestellen »

Schlagwörter: Kultur, Musik, Maffay, Kronstadt

Bewerten:

21 Bewertungen: ++

Neueste Kommentare

  • 09.09.2009, 01:00 Uhr von pedimed: Diesen Satz "über Siebenbürgen musst du gehen" hat der Pischto schon vor 22 Jahren in einem ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.