3. Oktober 2021

Kreisverband Nürnberg: Ein Tag voller Höhepunkte - Gottesdienst nach siebenbürgischer Liturgie

Keinesfalls sollte die mit ihren Ergebnissen einschneidende Bundestagswahl vom 26. September als ein Höhepunkt des Tages vergessen werden, jedoch gab es für unsere Siebenbürger Sachsen im Nürnberger Raum auch weitere Höhepunkte besonderer Art: Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie durften wir uns real im siebenbürgischen Gottesdienst in der Reformations-Gedächtnis-Kirche in Nürnberg-Maxfeld wieder treffen.
Besser als erwartet war der Besuch des Gottesdienstes. Es war wohl das große Bedürfnis, endlich die Gelegenheit nutzen zu können, wieder Gemeinschaft auch physisch nach vielen, viel zu vielen Monaten der regelrechten Verbannung in die eigenen vier häuslichen Wände zu erleben, zu pflegen, zu genießen. Alle pandemiebedingt verfügbaren Plätze waren im großen Kirchenraum vorwiegend von siebenbürgischen Landsleuten eingenommen. Erstmals seit Anfang März 2020 trat unsere Tanzgruppe nach dem Gottesdienst auf. Erstmals konnten Mitglieder des Fürther Chores und des Fürther Chörchens wieder in der Öffentlichkeit singen. Als Höhepunkt sehen wir auch die konsistente und in besonderem Maße realitätsnahe und tröstende Predigt von Pfarrer Johann Rehner, seine dreißigste zu diesem Anlass in dieser Kirche, und den prächtigen Auftritt des Eybler-Trios im Gottesdienst.
Auftritt des Eybler-Trios beim Gottesdienst in ...
Auftritt des Eybler-Trios beim Gottesdienst in der Reformations-Gedächtnis-Kirche in Nürnberg-Maxfeld. Foto: Kurt Folkendt
In ihrer freundlichen Begrüßung hielt Ortspfarrerin Sonja Dietel fest, dass auch dieser siebenbürgische Gottesdienst für die Kirchengemeinde eine große Bereicherung sei. Nachdem Pfarrer Rehner zu Beginn seiner Predigt zu 5. Mose 30,11-14 schilderte, wie es 1990 nach der großen Auswanderung aus Siebenbürgen zu diesem nach siebenbürgischer Liturgie gefeierten Gottesdienst kam und er nun dreißig Jahre lang vielfältig gefeiert wurde, konzentrierte er sich zunächst auf die bekannte Aussage aus der Lesung aus dem Lukasevangelium über die Gefahr des Reichtums mit dem einprägsamen Satz: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher ins Himmelreich kommt“ und erläuterte: Gemeint sei nicht, dass Reichtum an sich eine Gefahr wäre, aber wer sein Herz nur an den Reichtum binde, der verliere den Blick auf das Wesentliche, auf den Ursprung allen Seins nämlich GOTT. Auf die zweite Lesung aus dem Alten Testament über die Zehn Gebote kurz eingehend, meinte er, sie würden sich wie Verbote anhören, was man alles nicht solle. Oft höre er heute sagen: „Alles was Spaß macht, verbietet den Jungen der Lehrer, den Alten der Arzt und allen miteinander der Pfarrer.“ Das Image kirchlicher Gebote sei heute oft schwierig. In anderen Teilen der Gesellschaft sei vermehrt ohnehin egal, was Kirche sage oder tue. Beim Hören der alttestamentlichen Lesung würde jedoch deutlich, wie die Gebote Gottes gemeint seien: Gott verspricht, dass er Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die ihn lieben und seine Gebote halten. „Gott will, dass es seinen Geschöpfen gut geht: keine Diebstähle, keine Morde, kein Streit mit Nachbarn, keine betrogenen Ehepartner und weinenden Kinder, keine Shitstorms, Fake News und alternative Fakten. Kein Mobbing auf dem Schulhof. Keine Eltern, die ins billigste Pflegeheim abgeschoben werden, damit ihr Haus fürs Erbe gerettet wird. Kein Hamsterrad mit Hetze ohne Ende, sondern jeden 7. Tag himmlische Ruhe.“ Und ganz aktuell fügte Pfarrer Rehner treffend hinzu: „Heute ist Bundestagswahl, falls Sie noch nicht gewählt haben, darf ich Sie ermuntern: Gehen Sie zur Wahl, jede Stimme ist wichtig, es geht auch um die Werte in unserer Gesellschaft.“

Neben Kirchenmusikdirektor Thomas Schumann an der Orgel war der Auftritt des Eybler-Trios (Wolfrun Brandt-Hackl, Miryam Nothelfer, Georg Ongert – unser Siebenbürger aus Heltau) musikalisch ein Höhepunkt: zart und klar brachten sie in vier Phasen Kompositionen von Ignaz Pleyel, Paul Warnitzky und Ludwig van Beethoven zu Gehör. Sie taten dies einfühlsam und anregend.
Tanz im Freien. Foto: Kurt Folkendt ...
Tanz im Freien. Foto: Kurt Folkendt
Fröhlich machten uns, nach den Dankesworten der Kreisvorsitzenden Annette Folkendt an die Besucher des Gottesdienstes und alle Beteiligten (inklusive Küchenhelfer später im Gemeindehaus) sowie die anwesenden Trachtenträger, der Fürther Chor (geleitet von Rosl Potoradi) und das Fürther Chörchen (Leitung: Angelika Meltzer) mit ihren beiden Liedern „Hab Sonne im Herzen“ und in sächsischer Mundart „De Astern blähn iensem äm Gärtchen“ von Grete Lienert-Zultner, ebenso die schwungvollen Tanzeinlagen („Nagelschmied“ und „Herzschmerzpolka“) der anwesenden Paare der Nürnberger Tanzgruppe (geleitet von Annekatrin Streifert und Roswitha Bartel).

Sogar die Sonne freute sich und ließ diesen Tag in einem besonderen Licht leuchten. Tee und Kuchen im Gemeindehaus boten uns langersehnte Möglichkeiten der direkten Kommunikation ohne elektronische Hilfsmittel. Ja, der Tag war einer mit wohltuenden Höhepunkten. Gott und allen Teilnehmenden sei’s gedankt.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Bayern, Nürnberg, Gottesdienst, Tanzgruppe

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