25. November 2019
„Frauen Vorbilder“ - Kultur- und Frauenreferent/innen tagen in Nürnberg
Die Einladung zur Kultur- und Frauenreferent/innentagung „Frauen Vorbilder“ des Landesverbandes Bayern vom 19.-20. Oktober im Haus der Heimat in Nürnberg war vielversprechend. In Anbetracht der angekündigten Referenten mit zeitaktuellen Vorträgen gab es Anmeldungen auch außerhalb der bayerischen Kreisgruppen.
Ein nasskühler, herbstlicher Samstag konnte die Wiedersehensfreude im Haus der Heimat nicht trüben. Der herzliche Empfang in der Frankenmetropole, im Stadtteil Langwasser, von Doris Hutter als Hausherrin des Tagungsortes und der Vorsitzenden des Kreisverbands Nürnberg, Annette Folkendt, ließ die Strapazen der teilweise langen Anreise schnell vergessen. Helferinnen und Helfer der Kreisverbands Nürnberg verwöhnten uns mit Speis und Trank. An dieser Stelle vergelt`s Gott für den Einsatz.
Bundesfrauenreferentin Christa Wandschneider und Kulturreferentin Doris Hutter, ein super Team, baten die Teilnehmer der Vorstellungsrunde, in ihrem Redebeitrag ihr Vorbild kurz zu beschreiben. Es wurde eine kurzweilige, interessante Darbietung, die alle herausforderte und zeigte, dass Mütter, Großmütter, Lehrer/innen bis zum Vater positiv besetzt waren. Vorbilder können auch negativen Erfahrungswert haben, nicht fix und starr sein, sich im Laufe des Lebens verändern und austauschbar sein.
„Partizipation fördert Engagement und Engagement fördert Partizipation“, sagte Doris Hutter zum Einstieg in die Eröffnungsrunde. Dass die siebenbürgisch-sächsischen Frauen am Puls der Zeit bleiben und mit neuen Ideen nicht nur in unserer Gemeinschaft neue Ufer ansteuern, zeigte der Bericht von Christa Wandschneider „Der Deutsche Frauenrat (DF) – Lobby der Frauen in Deutschland e.V.“. Sie vertrat im Sommer 2019 unseren Verband beim Deutschen Frauenrat in Berlin und berichtete von der Wichtigkeit dieses Gremiums. Ihr Bericht war eine gute Basis für den folgenden Vortrag. Mit dem nostalgischen Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“, gesungen von Marlene Dietrich, eröffnete Dr. Ingrid Schiel ihren Vortrag über „Vorreiterinnen des Pazifismus. Frauenweltbund zur Förderung internationaler Eintracht – Siebenbürgisch-sächsische Sektion“. Die Geschäftsführerin des Siebenbürgen-Instituts in Gundelsheim am Neckar gewährte einen Überblick über die Entstehung der siebenbürgisch-sächsischen Frauenbewegung der Donaumonarchie. Berühmte und bekannte Frauen aus Siebenbürgen wie Adele Zay, Lotte Lurtz, Rosika Schwimmer oder Marie Stritt, um nur einige zu nennen, waren Vorreiterinnen und traten für das Frauenstimmrecht des Weltbundes ein. Jeder dieser Frauen gebührt Hochachtung und Bewunderung. In einer von Männern dominierten Gesellschaft kämpften sie auf unterschiedliche Weise für die Rechte der Frauen. Dank der guten Öffentlichkeitsarbeit wurde in weiten Kreisen der sächsischen Frauen das Interesse für Friedens- und Abrüstungsfragen geweckt. 1929 wurde erstmals der Muttertag im Rahmen der Schulanstalten begangen. So richtete Frieda Wächter 1930 einen eindringlichen Appell an die anwesenden Mütter, sich für den Menschheitsgedanken des Friedens einzusetzen und sich gegen Völkerhass und Völkermord zusammenzuschließen. In diesem Zusammenhang wurde für die geplante Abrüstungskonferenz 1932 in Genf eine groß angelegte Unterschriftenaktion organisiert. So wurden in den wichtigsten Städten Siebenbürgens 3052 Unterschriften im Rahmen einer Aktion gesammelt, die alle Ethnien und Nationalitäten mit einbezog. Überaus beeindruckend war es zu hören, wie engagiert und fortschrittlich sich diese Frauen im gesellschaftspolitischen Sinne eingebracht haben.
Beeindruckt vom Mut und Einsatz der Frauen im letzten Jahrhundert und gestärkt von Kaffee und Cremeschnitten nahmen wir das Angebot von Doris Hutter zu einem kurzen Kulturspaziergang durch Langwasser dankend an, wobei Damar Seck, die neue Bundeskulturreferentin unseres Verbandes, die Führung fachkundig geschichtlich ergänzen konnte.
Die Lesung von Dagmar Dusil über Frauengestalten aus ihrem Buch „Auf leisen Sohlen. Annäherungen an Katzendorf“ begeisterten die Zuhörerschaft. Mit dem Abendessen im Haus der Heimat, dem anschließenden geselligen Beisammensein und der Fahrt zur Übernachtung im Kapellenhof in Roßtal ging ein äußerst kurzweiliger Tag zu Ende.
Bei Sonnenschein und Glockenläuten begann der Sonntag mit einer Andacht und einem packenden Vortrag von Pfarrerin Birgit Hamrich aus Frankfurt. Die Theologin Birgit Hamrich, seit 2003 Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, befasst sich mit ökumenischen Partnerschaften innerhalb Europas und in den USA, und koordiniert die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“. In ihrem Vortrag „Die gläserne Decke. Frauenrollen in Kirchen. Ein Vergleich zwischen Kulturen und Konfessionen“ unternahm sie einen kurzen Streifzug durch die Bibel, bevor sie auf die aktuelle Rolle der Frauen einging. Allein die Jubiläen des Jahres 2018 zeigen, wie sich die „Frauenrollen“ im Laufe der Zeit entwickelt haben: 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland; 110 Jahre Zugang für Frauen an Universitäten, 125 Jahre Zulassung von Mädchen an Gymnasien. Frauen bestimmen heute das Bild in allen Bereichen unserer Gesellschaft und Politik mit, sind aber auch überproportional im Niedriglohnsektor vertreten und von Altersarmut betroffen. Der überwiegende Teil der Gottesdienstbesucher sei weiblich; soziales und ehrenamtliches Engagement gehe überwiegend von Frauen aus. Doch je höher man in der Hierarchie aufsteige, desto weniger Frauen treffe man an. „Solange es Frauen gibt, die sich immer noch rechtfertigen müssen für das, was sie tun und manchmal auch lassen, Frauen, die um Anerkennung kämpfen, die sich erklären müssen, solange ist die Welt noch nicht in Ordnung. Die der Kirche auch nicht“, so Hamrich.
Eine intensive Diskussionsrunde beendete das gegenseitige Kennenlernen und bestätigte, dass ein gutes Miteinander durch Kommunikation gelingen kann. Die Tagung war der beste Beweis dafür. Danke den Gestaltern der Tagung, die vom Haus des Deutschen Ostens in München aus Mitteln des bayerischen Sozialministeriums gefördert wurde. Wir freuen uns auf 2020 und lassen uns von der Vielfalt der Themen überraschen.
Bundesfrauenreferentin Christa Wandschneider und Kulturreferentin Doris Hutter, ein super Team, baten die Teilnehmer der Vorstellungsrunde, in ihrem Redebeitrag ihr Vorbild kurz zu beschreiben. Es wurde eine kurzweilige, interessante Darbietung, die alle herausforderte und zeigte, dass Mütter, Großmütter, Lehrer/innen bis zum Vater positiv besetzt waren. Vorbilder können auch negativen Erfahrungswert haben, nicht fix und starr sein, sich im Laufe des Lebens verändern und austauschbar sein.
„Partizipation fördert Engagement und Engagement fördert Partizipation“, sagte Doris Hutter zum Einstieg in die Eröffnungsrunde. Dass die siebenbürgisch-sächsischen Frauen am Puls der Zeit bleiben und mit neuen Ideen nicht nur in unserer Gemeinschaft neue Ufer ansteuern, zeigte der Bericht von Christa Wandschneider „Der Deutsche Frauenrat (DF) – Lobby der Frauen in Deutschland e.V.“. Sie vertrat im Sommer 2019 unseren Verband beim Deutschen Frauenrat in Berlin und berichtete von der Wichtigkeit dieses Gremiums. Ihr Bericht war eine gute Basis für den folgenden Vortrag. Mit dem nostalgischen Lied „Sag mir, wo die Blumen sind“, gesungen von Marlene Dietrich, eröffnete Dr. Ingrid Schiel ihren Vortrag über „Vorreiterinnen des Pazifismus. Frauenweltbund zur Förderung internationaler Eintracht – Siebenbürgisch-sächsische Sektion“. Die Geschäftsführerin des Siebenbürgen-Instituts in Gundelsheim am Neckar gewährte einen Überblick über die Entstehung der siebenbürgisch-sächsischen Frauenbewegung der Donaumonarchie. Berühmte und bekannte Frauen aus Siebenbürgen wie Adele Zay, Lotte Lurtz, Rosika Schwimmer oder Marie Stritt, um nur einige zu nennen, waren Vorreiterinnen und traten für das Frauenstimmrecht des Weltbundes ein. Jeder dieser Frauen gebührt Hochachtung und Bewunderung. In einer von Männern dominierten Gesellschaft kämpften sie auf unterschiedliche Weise für die Rechte der Frauen. Dank der guten Öffentlichkeitsarbeit wurde in weiten Kreisen der sächsischen Frauen das Interesse für Friedens- und Abrüstungsfragen geweckt. 1929 wurde erstmals der Muttertag im Rahmen der Schulanstalten begangen. So richtete Frieda Wächter 1930 einen eindringlichen Appell an die anwesenden Mütter, sich für den Menschheitsgedanken des Friedens einzusetzen und sich gegen Völkerhass und Völkermord zusammenzuschließen. In diesem Zusammenhang wurde für die geplante Abrüstungskonferenz 1932 in Genf eine groß angelegte Unterschriftenaktion organisiert. So wurden in den wichtigsten Städten Siebenbürgens 3052 Unterschriften im Rahmen einer Aktion gesammelt, die alle Ethnien und Nationalitäten mit einbezog. Überaus beeindruckend war es zu hören, wie engagiert und fortschrittlich sich diese Frauen im gesellschaftspolitischen Sinne eingebracht haben.
Beeindruckt vom Mut und Einsatz der Frauen im letzten Jahrhundert und gestärkt von Kaffee und Cremeschnitten nahmen wir das Angebot von Doris Hutter zu einem kurzen Kulturspaziergang durch Langwasser dankend an, wobei Damar Seck, die neue Bundeskulturreferentin unseres Verbandes, die Führung fachkundig geschichtlich ergänzen konnte.
Die Lesung von Dagmar Dusil über Frauengestalten aus ihrem Buch „Auf leisen Sohlen. Annäherungen an Katzendorf“ begeisterten die Zuhörerschaft. Mit dem Abendessen im Haus der Heimat, dem anschließenden geselligen Beisammensein und der Fahrt zur Übernachtung im Kapellenhof in Roßtal ging ein äußerst kurzweiliger Tag zu Ende.
Bei Sonnenschein und Glockenläuten begann der Sonntag mit einer Andacht und einem packenden Vortrag von Pfarrerin Birgit Hamrich aus Frankfurt. Die Theologin Birgit Hamrich, seit 2003 Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, befasst sich mit ökumenischen Partnerschaften innerhalb Europas und in den USA, und koordiniert die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“. In ihrem Vortrag „Die gläserne Decke. Frauenrollen in Kirchen. Ein Vergleich zwischen Kulturen und Konfessionen“ unternahm sie einen kurzen Streifzug durch die Bibel, bevor sie auf die aktuelle Rolle der Frauen einging. Allein die Jubiläen des Jahres 2018 zeigen, wie sich die „Frauenrollen“ im Laufe der Zeit entwickelt haben: 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland; 110 Jahre Zugang für Frauen an Universitäten, 125 Jahre Zulassung von Mädchen an Gymnasien. Frauen bestimmen heute das Bild in allen Bereichen unserer Gesellschaft und Politik mit, sind aber auch überproportional im Niedriglohnsektor vertreten und von Altersarmut betroffen. Der überwiegende Teil der Gottesdienstbesucher sei weiblich; soziales und ehrenamtliches Engagement gehe überwiegend von Frauen aus. Doch je höher man in der Hierarchie aufsteige, desto weniger Frauen treffe man an. „Solange es Frauen gibt, die sich immer noch rechtfertigen müssen für das, was sie tun und manchmal auch lassen, Frauen, die um Anerkennung kämpfen, die sich erklären müssen, solange ist die Welt noch nicht in Ordnung. Die der Kirche auch nicht“, so Hamrich.
Eine intensive Diskussionsrunde beendete das gegenseitige Kennenlernen und bestätigte, dass ein gutes Miteinander durch Kommunikation gelingen kann. Die Tagung war der beste Beweis dafür. Danke den Gestaltern der Tagung, die vom Haus des Deutschen Ostens in München aus Mitteln des bayerischen Sozialministeriums gefördert wurde. Wir freuen uns auf 2020 und lassen uns von der Vielfalt der Themen überraschen.
Hannelore Scheiber
Schlagwörter: Tagung, Kulturreferenten, Frauenreferentinnen, Bayern, Haus der Heimat, Nürnberg, Frauen, Hutter, Wandschneider
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