8. Oktober 2016

Land Oberösterreich ehrt Prof. Dr. Roland Girtler

Mit dem „Goldenen Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich“ wurde der österreichische Soziologe und Kulturwissenschaftler Dr. Roland Girtler am 30. September ausgezeichnet.
In seiner Laudatio würdigte Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer die Beiträge Girtlers zur Kulturgeschichte des Bundeslandes: „Bücher, wie ‚Landärzte, als Krankenbesuche noch Abenteuer waren‘ oder ‚Die alte Klosterschule – Eine Welt der Strenge und der kleinen Rebellen‘ sind nicht nur wertvolle Spurensicherungen, sondern haben auch autobiografische Züge des Sohnes eines Landärztepaares aus Spital am Pyhrn und Absolventen des Stiftsgymnasiums Kremsmünster. Zur Kulturgeschichte unseres Landes gehören natürlich auch seine Arbeiten über das Wildern und das Leben der Alt-Oberösterreicher in Siebenbürgen. Wir danken Roland Girtler mit dieser Landesauszeichnung dafür, dass er diese Bereiche unserer Kulturgeschichte erforscht und für spätere Generationen gesichert hat.“
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer (rechts) mit ...
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer (rechts) mit Prof. Dr. Roland Girtler und Gattin Birgitt bei der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens. Foto: Land Oberösterreich
Roland Girtler, Jahrgang 1941, promovierte 1971 zum Doktor der Philosophie. Es folgten erste Feldforschungen in Indien. 1979 habilitierte er sich an der Universität Wien, wo er bis heute am Institut für Soziologie tätig und Autor zahlreicher Sachbücher ist. Er selbst sieht sich gleichermaßen als „Vagabund, Feldforscher und Scholar in Gottes Weltuniversum“ und hat seine eigenen „10 Gebote der Feldforschung“ formuliert. Seit Mai 2000 ist er wissenschaftlicher Leiter des Museums „Wilderer im Alpenraum – Rebellen der Berge“ im oberösterreichischen St. Pankraz bei Hinterstoder. 2009 wurde ihm die Kulturmedaille des Landes Oberösterreich verliehen, darüber hinaus ist er Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.

Seit mehr als 25 Jahren forscht Roland Girtler mit Studentinnen und Studenten der Universität Wien regelmäßig in Siebenbürgen vor allem in den Landlerdörfern Neppendorf, Großau und Großpold bei Hermannstadt über die alte Bauernkultur der Landler und Sachsen.
Prof. Dr. Roland Girtler 2016 in Großpold ...
Prof. Dr. Roland Girtler 2016 in Großpold
Aufgezeichnet werden soll dabei vor allem auch der Wandel, der nach 1989 einsetzte. Ausgewählte Ergebnisse aus seinen seit 1990 jährlichen Aufenthalten finden sich in den drei Buchveröffentlichungen „Verbannt und vergessen. Eine untergehende deutschsprachige Kultur in Rumänien“ (1992; unter dem Titel „Die Landler in Rumänien“ 2014 wieder aufgelegt), „Die letzten der Verbannten. Der Untergang der altösterreichischen Landler in Siebenbürgen/Rumänien“ (1997), und „Das letzte Lied vor Hermannstadt. Das Verklingen einer deutschen Bauernkultur in Rumänien“ (2007) sowie als Kapitel über seine inzwischen jahrelange Großpolder Gastgeberin unter dem Titel „Eine Landlerin aus Siebenbürgen, die in Rumänien ihrer alten Kultur treu bleibt“ in seinem Buch „Eigenwillige Karrieren. Wer seine eigenen Wege geht, kann nicht überholt werden.“ (2011). Vor wenigen Tagen gründete er den Verein „K.u.k.V.F.S. (Kultursoziologischer und kulturanthropologischer Verein der Forschenden in Siebenbürgen) zu Wien und deren Freunde“, eine lose Vereinigung von ehemaligen und jetzigen Studentinnen und Studenten der Universität Wien, die als seine Reisegefährten ihn zumindest einmal nach Siebenbürgen in das Dorf Großpold begleiteten, „um der Geschichte und dem Alltagsleben der Landler und auch Sachsen nachzuspüren. Aber auch jene, die Sympathien mit unseren Forschungen haben, sind in unserem Verein willkommen.“

Am 4. Oktober war Prof. Girtler mit einem Vortrag über seine Forschungen und Erlebnisse in Siebenbürgen in der Welser Stadtbücherei zu Gast. Im Zuge der österreichweiten Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek. Österreich liest 2016“ folgte er damit einer gemeinsamen Einladung der Welser Stadtbücherei und der Siebenbürger Nachbarschaft Wels. Die Veranstaltung, die auch im Rahmen des 5. Siebenbürgischen Kulturherbst in Oberösterreich stattfand, wurde eingefädelt und damit erst ermöglicht durch die jahrelange Zusammenarbeit Girtlers mit dem Verein „Oberösterreichische Landlerhilfe“ und dessen Geschäftsführer Helmut Atzlinger. Das zahlreich erschienene Publikum genoss diese außerordentliche Gunst der Stunde und höchst kurzweilige Schilderungen eines bestens gelaunten Prof. Girtler. Ein von der Welser Nachbarschaft bereiteter Imbiss und Umtrunk gaben dann noch die Möglichkeit, einen gelungenen Abend bei angeregten Gesprächen, auch mit dem Vortragenden, ausklingen zu lassen.

Pressemitteilung Land Oberösterreich

Schlagwörter: Österreich, Oberösterreich, Ehrung, Girtler, Soziologe, Landler, Pühringer

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