10. August 2008

In Kronstadt entsteht das größte Einkaufszentrum Siebenbürgens

Vor der Einfahrt nach Kronstadt auf der Nationalstraße DN 1, aus Hermannstadt kommend, entsteht zurzeit das größte Einkaufs- und Unterhaltungszentrum Siebenbürgens. Mit einem Pro­jektvolumen von 180 Millionen Euro und einer Baufläche von 87 000 qm ist es mit Abstand die größte Shopping-Mall in Siebenbürgen. Betreut wird das mit siebenbürgischen Elementen ausgestaltete Bauwerk von Guido Retter.
In einem exklusiven Interview mit der Sieben­bürgi­schen Zeitung stellen Guido Retter und Prof. Ortwin Schuster, als Mitglied der Geschäfts­füh­rung von Retter Group zuständig für rechtliche Angelegenheiten und internationale Beziehun­gen, das Vorhaben auf der Strecke zwischen Weidenbach und Kronstadt vor.

Als „Mr. Airport“ ist Guido Retter in Her­mann­stadt bekannt. Dort wurde kürz­lich der Flug­hafen der Europäischen Kul­tur­hauptstadt 2007 unter schwierigen Bedin­gun­gen modernisiert und erweitert. Die Firma Retter Projekt­mana­gement hat das 70 Millionen teure Bauvor­haben zusammen mit Dornier Con­sul­ting und in perfekter Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des Hermannstädter Kreisra­tes, Martin Bot­tesch, erfolgreich betreut.

Projektmanager Guido Retter, hier im neuen ...
Projektmanager Guido Retter, hier im neuen Terminal des Hermannstädter Flughafens, stellt in Kronstadt das größte Einkaufs- und Unterhaltungszentrum Siebenbürgens auf die Beine.
Für Gui­do Retter, den 1973 in Stolzenburg geborenen Siebenbürger Sachsen, war es eine der größ­ten beruflichen Herausforderungen. Der ehe­malige Brukenthal­schüler legte das Abitur – bedingt durch die Aussiedlung 1990 nach Deutschland – 1993 am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Hilden ab. Der Bau- und Wirt­schaftingenieur tat das, was viele Siebenbürger Sachsen im Laufe der Jahr­hunderte gemacht haben: In Deutsch­land ausgebildet, kehrte er in die Heimat zurück und brachte sein Können dort wieder ein.

Siebenbürgisch-Sächsisches in das moderne Bauwerk integriert

Mit seiner 2003 gegründeten Firma RETTER Projektmanagement betreut Guido Retter groß angelegte Bau- und Investitionsvorhaben. Dabei zieht es ihn überwiegend ins Ausland, besonders nach Siebenbürgen und Rumänien. Und das wird sich auch in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren nicht ändern. „Die Nachfrage nach Großprojekten wächst hier exponentiell, was auf einem gesättigten Markt wie Deutsch­land nicht der Fall ist“, erläutert Retter. Neben seinem Fach- und Sprachwissen kommen ihm vor allem die multikulturelle Erfahrung und die landeskundlichen Kenntnisse über Rumänien zugute. „Ich habe eine Nähe zu diesem Fleck der Erde. Es sind Traditionen und Bauweisen, die mich stärker ansprechen. Mein Herz hängt an diesem Projekt, weil es in Siebenbürgen ist.“

Die Verantwortung der Architektur – der öffentlichsten aller Künste – ist ihm tagtäglich bewusst. „Die harmonische Einpassung funktionaler Bauwerke in gewachsene urbane Strukturen ist für mich Chance und Herausforderung zugleich.“ Die Architektur im sächsisch geprägten Teil Siebenbürgens sei von warmen Farbtönen sowie typischen Tor- und Fensterbögen geprägt. Diese Elemente hat Guido Retter mit seinem internationalen Team aufgegriffen und versucht sie nun in den modernen Stil des Einkaufs- und Unterhaltungszentrums in Kronstadt zu integrie­ren.

Hauptinvestor ist TriGranit, eine Gesellschaft, die auf die Finanzierung und zugleich Entwick­lung von Großprojekten ausgerichtet ist. An­teilseigner sind ein ungarischer Großunter­neh­mer, Sandor Demjan, der größte Goldminen­be-­ sitzer der Welt, Peter Mank, die Familie Roth­schild und Immoeast aus Österreich. Für diese Gesellschaft ist Retter Projektmanagement exklu­siv auf dem rumänischen Markt tätig. Zur­zeit entsteht in Bukarest das „Esplanada City Center“, ein Megaprojekt, mit dem TriGranit sehr bekannt geworden ist.
Grafische Darstellung des Einkaufs- ...
Grafische Darstellung des Einkaufs- und Unterhaltungszentrums in Kronstadt, das zu Ostern 2010 fertiggestellt wird.
In Kronstadt soll eine erste Bauphase, die Shopping-Mall mit Kasino und Kino auf 85 000 qm, bis Ostern 2010 abgeschlossen werden. In zwei weiteren Jahren werden zwei Büro­ge­bäu­de (Office-Tower) mit einer Fläche von 40 000 qm gebaut und in einer dritten Phase, die nochmals anderthalb Jahre dauern wird, werden Wohnungsbauten von etwa 60 000 qm entstehen.

"Wer baut, glaubt an die Zukunft"

„Wer baut, glaubt an die Zukunft. Das ist der primäre Grund, der uns dazu gebracht hat, uns in der Bauwirtschaft zu engagieren“, betont Prof. Ortwin Schuster. „Das hat uns Sie­ben­bür­ger Sachsen über Jahrhunderte ausgezeichnet, dass wir immer wieder, trotz Rückschlägen, an die Zukunft geglaubt haben, dass wir nach den Einfällen der Tataren oder Türken die zerstörten Städte und Dörfer immer wieder aufgebaut haben.“ Nach der Wende von 1989 habe sich „über die Bautätigkeit ein neues Selbst­ver­ständ­­nis auch für uns Siebenbürger Sachsen entwickelt. Auf dem Terrain der Baukultur werden unsere räumlichen Lebensgrundlagen zum Teil neu definiert. Deshalb haben wir auch eine solch enorme Verantwortung für uns und unsere folgenden Generationen“, erläutert Schuster das Firmencredo.

Shopping-Mall auch in Hermannstadt

Als klassischen Rückkehrer kann man Guido Retter nicht bezeichnen. Er ist in Siebenbürgen, weil seine berufliche Leistung dort gefragt ist. Al­lerdings beflügelt ihn seine emotionale Bin­dung zur alten Heimat, mit viel Freude und En­thusiasmus an die Projekte heranzugehen. Auch am Flughafen in Hermannstadt hat er besonders intensiv und gerne gearbeitet. Und in diese Gegend, aus der er kommt, zieht es ihn wieder zurück: „Eine Shopping-Mall wird attraktiv ab einer Stadtgröße von 200 000 Ein­woh­nern. Hermannstadt ist zwar unter dieser Mindestgrenze, aber ich bemühe mich auch dort um ein ähnliches Projekt wie in Kronstadt. Es ist zwar nicht so groß, streift aber einen interessanten städtebaulichen Aspekt: Wie integriere ich ein Projekt in eine historisch gewach­sene Stadt nahe des Stadtkerns?“ Das sind Her­ausforderungen, die Retter reizen, und deshalb wird Hermannstadt ein Fokus seiner künftigen Arbeit sein.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Wirtschaft, Investition, Kronstadt, Burzenland

Bewerten:

37 Bewertungen: +

Neueste Kommentare

  • 18.04.2009, 23:56 Uhr von Anchen: Tiefgaragen und Parkhäuser zu bauen ist teuer, teurer als den billigeren Autoabstellplatz zu ... [weiter]
  • 18.04.2009, 12:38 Uhr von renite: ihr seid die richtigen. sitzt in deutschland und wollt in rumänien mitreden? bewegt euren arsch ... [weiter]
  • 18.04.2009, 09:11 Uhr von bosurog: Wer rettet uns vor Retter? Bei einem Besuch in Hermannstadt (stimmt, der Flughafen ist sehr schön ... [weiter]

Artikel wurde 8 mal kommentiert.

Alle Kommentare anzeigen.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.