21. Juni 2019

Heimattag einer lebendigen Gemeinschaft: Verband der Siebenbürger Sachsen feiert 70-jähriges Bestehen

Rund 24.000 Besucher feierten den 69. Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 7. bis 10. Juni in Dinkelsbühl. Das Pfingstfest stand im Zeichen des 70-jährigen Bestehens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der am 26. Juni 1949 in München gegründet worden ist. Das Motto „70 Jahre – Für die Gemeinschaft“ stellte in prägnanter Weise eine Wirklichkeit fest, die in Dinkelsbühl überall spürbar war: Die Gemeinschaft ist nach sieben Jahrzehnten lebendiger denn je und wird von Tausenden Siebenbürger Sachsen getragen, die eine neue Heimat in Deutschland, Österreich oder anderen Ländern gefunden haben, die ihre Kultur beherzt pflegen, aber auch „ihre Heimat im Herzen tragen“ (Stierstorfer) und sich auch für ihre Landsleute in Siebenbürgen engagieren.
Höhepunkt des Heimattages war der Festumzug durch die mittelalterlichen Straßen Dinkelsbühls, die viele an Siebenbürgen erinnern. Über 3.200 Trachtenträger in 115 Gruppen nahmen daran teil, 13 Gruppen waren zum ersten Mal dabei. Das Pfingstfest bot vielerlei Möglichkeiten, Traditionen zu leben, hochkarätige kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, zu tanzen, zu feiern oder Freunde zu treffen, um die Gemeinschaft zu pflegen. Die Gratulanten aus Politik und befreundeten Vereinen hielten den Siebenbürger Sachsen einen Spiegel vor, würdigten ihre vorbildlichen Beitrag zum Aufbau der neuen Heimat und den europäischen Geist, den sie ebenso beherzt pflegen wie die eigene Kultur.
Ein Publikumsmagnet war die ...
Ein Publikumsmagnet war die Volkstanzveranstaltung der SJD „Aus Tradition und Liebe zum Tanz“ am Sonntagnachmittag vor der Schranne. Foto: Günther Melzer
In ihrer Predigt im Pfingstgottesdienst betonte Kirchenrätin Melitta Müller-Hansen, Rundfunkbeauftragte der Bayerischen Landeskirche, den Riss, der sich durch alles ziehe, der uns aber auch zu geistlichen Menschen mache. „Trostbedürftige kommen zusammen und erfahren die Geistkraft, die aufrichtet, die der Zerstörung Leben entgegensetzt.“ (Lesen Sie die Predigt in der SbZ Online vom 23. Juni.) Link zum Video Video des kompletten Trachtenumzuges. Video: Günther Melzer Den Geist Gottes beschwor auch Prof. Dr. Berthold Köber, Vorsitzender der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, in dem Geistlichen Wort vor der Schranne. Die Bindung an Gott habe unsere Gemeinschaft nach den Erfahrungen der schrecklichen NS-Ideologie vor der kommunistischen Ideologie geschützt und könne sie auch vor künftigen Versuchungen bewahren (siehe SbZ Online).
Der Festumzug mit über 3.200 Trachtenträgern ...
Der Festumzug mit über 3.200 Trachtenträgern wurde stark von der mitausrichtenden Landesgruppe Baden-Württemberg geprägt. Größte Gruppe mit 110 Personen war die Kreisgruppe Heidenheim, auf dem Bild konfirmierte Mädchen in Trachten aus der Hermannstädter Gegend, vorwiegend aus Kleinscheuern. Foto: Petra Reiner
Herta Daniel, Bundesvorsitzende der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, bekräftigte in ihrer Festrede am Pfingstsonntag das ungebrochene Engagement der Siebenbürger Sachsen für ihre neue Heimat: „Wir stehen für unsere siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft ein, wir stehen aber auch ein für die Gemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland!“ Im Gegenzug forderte sie von den bundesdeutschen Politikern Rentengerechtigkeit für die Siebenbürger Sachsen und andere Aussiedler ein. Des Weiteren beklagte Herta Daniel noch immer bestehende Vorbehalte gegenüber der deutschen Minderheit in Rumänien, die erst kürzlich einer Verleumdungskampagne ausgesetzt war. Auch sei die Rückerstattung des während des Kommunismus angeeigneten Besitzes von Siebenbürger Sachsen in vielen Fällen noch nicht abgeschlossen, kritisierte die Bundesvorsitzende (siehe Ansprache in der SbZ Online).

Der Vizepräsident des EU-Parlaments, Rainer Wieland, würdigte den Verband der Siebenbürger Sachsen, der durch seine Kontakte und Expertise einen wertvollen Beitrag im europäischen Einigungsprozess leiste. „Sie sind prädestiniert dafür, als Brückenbauer zu fungieren und zum Gelingen der friedlichen Einigung Europas beizutragen, und auch darüber hinaus.“ Er hoffe, das der Verband seine Kontakte nutze, um den proeuropäischen Kurs in Rumänien zu unterstützen, sagte Wieland (siehe SbZ Online).
Sympathie für die Siebenbürgische Zeitung ...
Sympathie für die Siebenbürgische Zeitung bekunden Aussiedlerbeauftragter Dr. Bernd Fabritius (3. von links) und Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, Bundesvorsitzende Herta Daniel (Erste von links) im Gespräch mit Staatssekretärin Carolina Trautner. Foto: Siegbert Bruss
Bayerns Sozialstaatssekretärin Carolina Trautner zeigte sich beeindruckt von der Heimatverbundenheit und dem kulturellen Erbe, das die Siebenbürger Sachsen lebendig halten: „Wer diese Tage miterleben darf, spürt den starken Zusammenhalt, ist begeistert von der reichen Tradition, und dem wird bewusst, wie wertvoll diese Haltung für ein vereintes Europa in der Vielfalt und Einzigartigkeit seiner Regionen ist.“ (Lesen Sie Trautners Ansprache in der SbZ Online.)

Bei der Festkundgebung vor der Schranne begrüßte die Bundesvorsitzende Herta Daniel – neben den Festrednern – auch andere Ehrengäste aus Politik und von befreundeten Vereinen, darunter Dr. Dr. Christoph Klein, emeritierter Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Christoph Bergner, früherer Ministerpräsident von Sachsen Anhalt, Dinkelsbühls Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, Sergiu Nistor, Präsidialberater mit Ministerrang, Emil Hurezeanu, Botschafter von Rumänien in der Bundesrepublik Deutschland, Iulia Ramona Chiriac, Generalkonsulin von Rumänien in München, Hans E. Tischler, Konsul der BRD in Hermannstadt, Christian Knauer, früherer Landrat in Aichach-Friedberg, Vizepräsident des BdV und Vorsitzender seines Landesverbandes Bayern, Georg Ledig von der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Regionalbischof Dr. Johann Schneider u.a.
Aussiedlerbeauftragter Dr. Bernd Fabritius ...
Aussiedlerbeauftragter Dr. Bernd Fabritius übermittelte Glückwünsche der Bundesregierung zum 70. Verbandsjubiläum. Foto: Günther Melzer
Gratulationen seitens der Bundesregierung übermittelte deren Beauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius. In der Festveranstaltung „Für die Gemeinschaft – 70 Jahre Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.“ am 8. Juni in der St. Pauls-Kirche strich Fabritius das lebendige Erbe und die stolze Identität der Siebenbürger Sachsen heraus. „Durch ihren Fleiß und ihre Tatkraft wurden sie in Deutschland heimisch. Sie konnten in Deutschland eine neue Existenz gründen, sie integrierten sich nicht nur schnell in die aufnehmende Gesellschaft, sie konnten und wollten dieser auch etwas zurückgeben. Die Siebenbürger Sachsen haben einen wichtigen Beitrag zum Wohlstand unseres Landes geleistet.“ (Lesen Sie Fabritius' Grußwort in der SbZ Online vom 22. Juni.)

In einer hervorragenden Festrede verdeutlichte Dr. Florian Kührer-Wielach, Direktor des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), was der Verband in seiner 70-jährigen Geschichte bereits bewältigt habe, aber auch noch zu tun hätte, um nicht nur Vergangenes zu verwalten, sondern auch ein „Zukunftsangebot“ zu sein. „Die Arbeit des Verbandes der Siebenbürger Sachsen war und ist dringend nötig und wird es weiter sein.“ (Die Festrede wird in der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 11 vom 10. Juli 2019, dokumentiert.)

Den Heimattag hatte Michael Konnerth, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg, des Mitausrichters des Pfingstfestes, schon am Samstag im Schrannen-Festsaal eröffnet. Unter den Ehrengästen begrüßt er Christiane Cosmatu, Unterstaatssekretärin im Departement für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der rumänischen Regierung, Manuel Westphal, MdL, Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V., Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Siebenbürgischen Museums e.V. Gundelsheim, Ilse Welther, Vorsitzende des HOG-Verbands, Reinhold Sauer, Vorsitzender der Carl Wolff Gesellschaft, Michael Schmidt, Vorsitzender der gleichnamigen Stiftung, Dr. Wolfgang Bonfert, Ehrenvorsitzender des Verbandes u.a.
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer bei der ...
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer bei der Eröffnung des Heimattages im Schrannenfestsaal in Dinkelsbühl. Foto: George Dumitriu
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer hieß die Siebenbürger Sachsen in seiner Ansprache herzlich willkommen. Sie hätten bei den Heimattagen immer eine europäische Politik gemacht und dadurch die Verbindungen Dinkelsbühls zu Europa gestärkt. Seit 1951 sei Dinkelsbühl nicht nur zu Pfingsten zu einem Mittelpunkt siebenbürgisch-sächsischen Lebens in Deutschlands und sogar Mitteleuropas geworden, sondern darüber hinaus finden hier Monat für Monat Treffen der Heimatortsgemeinschaften statt. Die Städtepartnerschaft mit Schäßburg besteht seit 2001, durch die jetzige politische Führung der siebenbürgischen Stadt sei es nun wieder möglich, die Kontakte zu intensivieren, freute sich Dr. Hammer. So wurde eine Feuerwehr-Drehleiter aus Dinkelsbühl in die 1.200 km entfernte Partnerstadt gebracht, ein Geschenk, das der dortige Bürgermeister hocherfreut angenommen habe. In diesem Sommer werden Musiker der Berufsfachschule für Musik aus Dinkelsbühl am internationalen Musikfestival „Academia Sighișoara“ teilnehmen. Oberbürgermeister Hammer, ein begeisterter Freizeitsportler, wird zu diesem Ereignis mit dem Fahrrad anreisen.

Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, MdL, gratulierte den Siebenbürger Sachsen ihrerseits zum 70-jährigen Verbandsjubiläums. Der Erfolg Bayerns sei eng mit den 70 Jahren, in denen der Verband aktiv sei, verbunden, sagte die CSU-Politikerin. In ihrer Rede (siehe SbZ Online) ermunterte sie die Siebenbürger Sachsen, ihr Engagement sowohl für ihre Kultur in der neuen Heimat als auch für die Menschen in Siebenbürgen fortzuführen. „Bayern wird immer ein fester Partner an Ihrer Seite sein“, betonte sie und forderte: „Diese Rentengerechtigkeit muss gelöst werden zugunsten von Ihnen!“
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel verlieh Günter ...
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel verlieh Günter Schürlein das Goldene Ehrenwappen des Verbandes. Foto: Petra Reiner
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel ehrte während der Eröffnungsveranstaltung drei besonders engagierte Mitarbeiter des Heimattagausschusses, der dafür sorgt, „dass die Besucher jedes Jahr einen schönen, unbeschwerten Heimattag erleben können“.

Günter Schürlein, langjähriger Leiter des Touristik Services Dinkelsbühl, erhielt das Goldene Ehrenwappen des Verbandes in Würdigung seines Engagements für die Heimattage, insbesondere als Anerkennung seines erfolgreichen Wirkens als Vertreter der Stadt Dinkelsbühl im Heimattagausschuss. „Er war Ansprechpartner in allen Fragen, die die Zusammenarbeit des Verbandes mit der Stadt Dinkelsbühl betrafen und war stets eine große Hilfe beim Organisieren unseres Heimattages“, betonte Herta Daniel.
Heike Mai-Lehni (links) wurde von der ...
Heike Mai-Lehni (links) wurde von der Bundesvorsitzenden Herta Daniel mit dem Goldenen Ehrenwappen gewürdigt. Foto: Christian Schoger
Heike Mai-Lehni wurde für ihr langjähriges Engagement im Dienste unserer siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft ebenfalls mit dem Goldenen Ehrenwappen gewürdigt. Bereits 1987 trat sie nach ihrer Konfirmation in die Siebenbürgische Bruder- und Schwesternschaft Setterich ein, der sie bis 2000 angehörte, mehrere Jahre davon als Altmagd (Vorsitzende). Von 2001 bis 2018 wirkte sie in der Landesjugendleitung der SJD NRW, von 2014-2018 als Landesvorsitzende, seit 2002 ist sie parallel dazu im Vorstand der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen aktiv, zunächst als Schriftführerin und seit 2014 als Kulturreferentin. Beim Heimattag ist sie seit 2007 für den Abzeichenverkauf zuständig, seit 2014 auch für den Siebenbürger Markt im Spitalhof.
Ingwelde Juchum (links) wurde von der ...
Ingwelde Juchum (links) wurde von der Bundesvorsitzenden Herta Daniel geehrt. Foto: Christian Schoger
Ingwelde Juchum, die das Goldene Ehrenwappen schon seit 2006 besitzt, wurde mit einer Anerkennungsurkunde gewürdigt. Sie hat als SJD-Landesjugendleiterin in Hessen (1998-2010), stellvertretende Bundesjugendleiterin (2004-2010) und seit 2010 als Vorsitzende der Landesgruppe Hessen, um nur einige ihrer vielen Ämter zu erwähnen, „mit viel Engagement, Kreativität und Hilfsbereitschaft Vorbildliches geleistet“, heißt es in der Urkunde. Beispielgebend hat sie 2010, zusammen mit Erhard Bartesch, die Verantwortung für den reibungslosen Betrieb des Festzelts des Heimattages übernommen. Von 2003 bis 2010 zeichnete sie für das Kinderprogramm „Unser Nachwuchs präsentiert sich“ beim Heimattag verantwortlich.

Sergiu Nistor, Präsidialberater mit Ministerrang, übermittelte Grüße von Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis, der seinen Landsleuten versicherte, dass er ihnen und dem Heimattag sehr verbunden sei. 2019 sei „ein wichtiges Jahr für Rumänien“, das im ersten Halbjahr die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Durch den EU-Gipfel am 9. Mai 2019 stand Hermannstadt wieder im Rampenlicht, nachdem es 2007 Europäische Kulturhauptstadt war. Klaus Johannis spiele dabei eine wichtige Rolle und sei ein Garant für den proeuropäischen Kurs seines Landes. „Die Europawahlen haben gezeigt, dass die überwältigende Mehrheit der Bürger Rumäniens den proeuropäischen Kurs des Landes unterstützt, der synonym ist mit Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Wohlstand. Auch das gleichzeitig stattgefundene Referendum zur Justizreform in Rumänien hatte eine deutliche Botschaft in diesem Sinne und ist eine Bestätigung für die Politik, die der Präsident repräsentiert“, betonte Nistor. Er ermunterte die Siebenbürger die „Kultur des Dialogs“ weiter zu pflegen, so wie sie es seit Jahrzehnten tun.
Präsidialberater Sergiu Nistor übermittelte Grüße ...
Präsidialberater Sergiu Nistor übermittelte Grüße von Rumäniens Staatspräsident Johannis. Foto: Petra Reiner
Emil Hurezeanu, Botschafter von Rumänien in Berlin, würdigte in seiner Ansprache die prägende zivilisatorische Bedeutung der Siebenbürger Sachsen für Rumänien. Der Diplomat setzt sich vielseitig für die Vertiefung der deutsch-rumänischen Beziehungen ein, vertritt eine zutiefst europäische Position und fördert nach Kräften den Erhalt des wertvollen siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes (siehe Ansprache in der SbZ Online vom 20. Juni 2019).

Martin Bottesch, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen, bezeichnete Siebenbürgen als das Land unserer Geschichte, unserer Gegenwart, aber auch unserer Zukunft. „Es ist offensichtlich, dass wir, die in der Heimat Verbliebenen, den Erhalt des reichen siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes nicht allein sichern können. Deshalb setzen wir uns für die Implikation der Mehrheitsbevölkerung und des Staates ein, werben aber auch für eine starke Bindung unserer ausgewanderten Landsleute an Siebenbürgen. Wir möchten vor allem das Interesse der Jugendlichen am Land ihrer Vorfahren wecken und sie auffordern, die heute vorhandene Mobilität zu nutzen, um für längere oder kürzere Zeit in Siebenbürgen zu weilen.“ So lud er nicht nur zum großen Sachsentreffen 2021 in Hermannstadt ein, sondern auch zum nächsten Sachsentreffen, das vom 21.-22. September dieses Jahres in Bistritz zusammen mit der Regionalgruppe Nordsiebenbürgen des HOG-Verbands veranstaltet wird (siehe Ansprache in der SbZ Online).

Konsulent Manfred Schuller, Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, überbrachte die alljährlichen Pfingstgrüße der Landsleute aus Österreich und freute sich über eine große Abordnung, die aus Oberösterreich, aus Traun, nach Dinkelsbühl angereist war. Der evangelische Glaube und der Gemeinschaftssinn seien die Kräfte gewesen, die mobilisiert wurden, als sich die Nordsiebenbürger Sachsen 1944 auf die Reise in den Westen machten. Mit den Verbandsgründungen, 1949 in Deutschland und fünf Jahre später in Österreich, hätten die Siebenbürger Sachsen bewusst die Gemeinschaft als Ziel gesetzt. Diese Gemeinschaft habe er vor 47 Jahren gesehen und gespürt, als er erstmals beim Heimattag in Dinkelsbühl war – ein für ihn prägendes Erlebnis. Manfred Schuller bedankte sich für jede einzelne Begegnung, die er in Dinkelsbühl erleben dürfe. Er lud ein, das Föderationsjugendlager, das vom 19. Juli bis 3. August 2019 in Österreich stattfinden wird, auf Facebook und in anderen Medien zu verfolgen.
Manuel Westphal, MdL, bei seinem Grußwort in der ...
Manuel Westphal, MdL, bei seinem Grußwort in der Schranne. Foto: Petra Reiner
Manuel Westphal, MdL, überbrachte Grüße von der CSU-Landtagsfraktion in München und dem Fraktionsvorsitzenden Thomas Kreuzer. Der Heimattag in Dinkelsbühl sei jedes Mal etwas Besonderes für ihn. Das habe einerseits persönliche Gründe, denn über die Jahre hinweg hätten sich Freundschaften entwickelt. Es sei ihm eine Freude und Ehre gewesen, als er als Stimmkreis-Landtagsabgeordneter, der für Dinkelsbühl zuständig ist, gefragt wurde, dem Verband der Siebenbürger Sachsen beizutreten. Er freue sich, Mitglied in dieser wunderbaren Gemeinschaft zu sein. Andererseits sei es auch politisch etwas Besonderes, beim Heimattag dabei zu sein, denn: „Der Verband der Siebenbürger Sachsen steht für Dinge, die gerade in der heutigen Zeit unheimlich wichtig sind, nämlich für ein modernes Geschichtsbewusstsein, für ein modernes Traditionsverständnis.“ Westphal bestärkte die Siebenbürger Sachsen, ihren Weg weiterzugehen und den Blick nicht nur zurück zu richten – was sicherlich auch nötig sei –, sondern auch nach vorne in die Zukunft eines gemeinsamen Europas. „Es ist wichtig, dass wir Europa, die europäische Idee wieder mehr in den Mittelpunkt unseres Denkens, unseres Bewusstseins rücken.“ Ebenso wichtig sei es, dass wir Menschen haben, die diese europäische Idee leben, die dafür brennen, die zeigen, was man daraus machen kann“. Gerade die Siebenbürger Sachsen verkörperten diese Idee „in hervorragender Weise“, betonte der Landtagsabgeordnete und bedankte sich für ihre Arbeit, für das, „was Sie seit Jahrzehnten für uns alle leisten“.

Pfarrer Hans Schneider gratulierte zu 70 Jahre Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen und betonte, die Zahl 70 habe eine besondere Bedeutung, weil die Zahlen 7 und 10 darin vorkommen, das heißt Vollkommenheit, etwas Ganzes, Großes, Gutes, ein Ziel erreicht zu haben, auf das Gottes Segen liegt. Pfarrer Schneider lud ein zum 35. Siebenbürgischen Kirchentag, der vom 27.-29. September in Mannheim stattfinden wird.
Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster ...
Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster (rechts) führte in die Ausstellung Michael Lassel ein. Foto: George Dumitriu
Die Hälfte der Besucher nehmen nicht nur passiv am Heimattag teil, sondern gestalten ihn verantwortungsvoll und aktiv mit, z.B. in einer Trachtengruppe, Blaskapelle, Tanzgruppe, Chor, als Sportler, Organisator, Ordner, Verkäufer o.a. Dies ergab eine Umfrage auf der Verbandsseite Siebenbuerger.de. Als hervorragender Mitausrichter des Heimattages hat sich die Landesgruppe Baden-Württemberg erneut bewährt (separater Bericht folgt in der SbZ Online vom 24. Juni), ebenso hat die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) weite Teile des Programms mitgetragen (siehe S. 8-9 der Folge 10 vom 25. Juni). Viele kulturelle Höhepunkte steuerte zum letzten Mal Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster bei, der in Kürze in Rente gehen wird. Mit seinem Kunstsinn, seinen organisatorischen und kommunikativen Fähigkeiten hat Schuster wieder einen reibungslosen Verlauf des sehr dichten, inhaltsreichen Programms zum 70. Verbandsjubiläum ermöglicht.

Zwei weitere Jubiläen wurden durch Vorträge hervorgehoben: Dr. Ingrid Schiel sprach über „50 Jahre Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturrat“, Horst Göbbel rief den „großen Treck“ vor 75 Jahren, die Flucht und Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen, in Erinnerung.
Eigentlich Berichterstatter des Wortes, hier aber ...
Eigentlich Berichterstatter des Wortes, hier aber auch mit der Kamera im Anschlag: Nina May (ADZ) und Siegbert Bruss (Siebenbürgischen Zeitung, rechts). Links Mays Ehemann, der Bukarester Fotoreporter George Dumitriu. Foto: Konrad Klein
Zum niveauvollen Programm des Heimattages gehörten zudem Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Tanzveranstaltungen, die Podiumsdiskussion zum aktuellen Thema „Rentengerechtigkeit für Jung und Alt – auch für uns!“ und – als kultureller Höhepunkt – die Preisverleihungen am Pfingstsonntag in der St.-Pauls-Kirche (SbZ Online vom 20. Juni). Den Ehrenstern der Föderation der Siebenbürger Sachsen erhielt Dr. Bernd Fabritius. Der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis 2019 ging an Dr. Irmgard Sedler und Altbischof D. Dr. Christoph Klein, der Ernst-Habermann-Preis an das Pfadfinderzentrum Leschkirch. Ein emotionaler Höhepunkt war die Rede des Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert (siehe SbZ Online).

Ein besonderer Dank gilt dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das die kulturellen Veranstaltungen des Heimattages gefördert hat.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Heimattag 2019, Dinkelsbühl, Integration, Europa, Kulturpflege, Gemeinschaft, Herta Daniel, Bernd Fabritius, Stierstorfer, Christoph Hammer, Hurezeanu, Klaus Johannis, Nistor, Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland

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