7. November 2020

20 Jahre Siebenbuerger.de - Robert Sonnleitner: Jetzt vorbereiten auf Zeit nach Corona-Krise

Webmaster Robert Sonnleitner im Gespräch mit Christian Schoger zum 20-jährigen Jubiläum von Siebenbuerger.de, dem Internetauftritt des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland
Robert Sonnleitner ...
Robert Sonnleitner
Name: Robert Sonnleitner
Alter: 50
Herkunftsorte: Neppendorf und Großpold
Wohnort: Neusäß
Beruf: Industrietechnologe für Datentechnik
Online-Referent und Webmaster: seit 1999


Robert, du hast 1999 bis 2000 als Internetreferent des Verbandes der Siebenbürger Sachsen gemeinsam mit dem damaligen Bundeskulturreferenten Hans-Werner Schuster das Konzept für www.siebenbuerger.de erarbeitet. Schuster sagte in einem Interview im Januar dieses Jahres anlässlich seines Renteneintritts gegenüber dieser Zeitung, Siebenbuerger.de habe „nicht nur unseren Verband offener und transparenter gemacht“, „insbesondere eine breite Mitwirkung ermöglicht und eine noch breitere initiiert“ und „den Heimattag zum ‚Event‘ gemacht“. Wie bewertest du Wirkung und Erfolge unserer Webpräsenz?

Wir wollten keine Hochglanzbroschüre sein. Von Anfang an war unser Anspruch, ein lebendiger Internetauftritt und ein Portal voller Mehrwert und Interaktion für alle Siebenbürger Sachsen und Siebenbürgen-Interessierte zu sein. Wir starteten den Dialog mit dem Besucher, dem User. Im Angebot hatten wir qualitativ hochwertige Inhalte und interaktive Angebote wie Suchfunktionen, Diskussionsforen, Bewertungs- und Kommentarmöglichkeiten, RSS-Feeds und vieles mehr. Die Besucher bekamen die Möglichkeit, sich miteinander zu vernetzten und auszutauschen. Immer im Blick haben wir Kennzahlen die uns vor allem Auskunft über den Anteil neuer oder wiederkehrender Besucher und Besuchsdauer geben. Zu wissen, wie man auf unsere Onlineangebote aufmerksam wird – über welche Suchmaschinen bzw. Suchbegriffe, über welche Verweise und von welcher Social-Media-Plattform –, ist hilfreich für Optimierungsmaßnahmen.

Entscheidend waren sicherlich unsere aufwendigen Aktivitäten auf YouTube, Instagram und Facebook, wodurch wir unsere mediale Reichweite nochmals enorm steigern konnten. Sympathie und Vertrauen verdienten wir uns mit den vielen Videos, Fotoimpressionen, Live-Berichterstattungen und Video-Interviews vom Heimattag, an deren Anziehungskraft und viraler Entfaltungskraft nicht zu zweifeln ist – das beweisen nicht nur die Zugriffsstatistiken. Nicht zu vernachlässigen ist geschicktes Verbinden von Online- und Offline-Aktionen, auch in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen. Mit dem Mix aus Kampagnen erreichen wir auch in der Siebenbürger Community zusätzliche Zielgruppen – Jugendliche, Leute, die nicht im Verband sind – und schaffen es, sie an uns zu binden. Somit kriegen wir letztlich mehr Leute auch auf unsere Veranstaltungen.

Was fällt in deinen weit gefächerten Tätigkeitsbereich als Online-Referent und Webmaster?

Ich bin derjenige, der versucht, den Überblick über unsere Online-Medien zu behalten und die Beteiligten bzw. Teilhaber sinnvoll zu verbinden. Das geht am besten durch Kooperation, Koordination und Kommunikation. Darüber hinaus kümmere ich mich um die Inhaltspflege der Homepage (Bundesebene) und ich poste Beiträge in unseren Social-Media-Kanälen. Als Bundesinternetreferent nehme ich an Bundesvorstandssitzungen teil und beteilige mich in Arbeitsgruppen.

Zu den Online-Medien des Verbandes gehören Siebenbuerger.de mit Homepage und WebApp, der Newsletter, Facebook, YouTube, Instagram, Twitter, Pinterest. Zu den Teilhabern zählen das Webmaster-Team, Forenadministration-Team, die SbZ-Redaktion, Bundeskulturreferat, Datenschutzbeauftragter, Internetreferenten der Untergliederungen, Ortschaften-Editoren, Bundesgeschäftsstelle und nicht zuletzt die Benutzer.

Was hat sich rückblickend betrachtet zu deinen Lieblingsprojekten entwickelt?

Mit der Zeit verblassen die weiter zurückliegenden Projekte. Nicht so bei den Mundart-Sprachaufnahmen, diese werden bei mir immer ganz weit oben in der Rangordnung bleiben. Ich kann sie jedem nur wärmsten empfehlen. Ich für meinen Teil höre immer wieder rein und entdecke auch nach Jahren immer wieder neue Schätze, die mir viel Freude bereiten.

Gerne würde ich noch zwei weitere Projekte hervorheben die noch nicht so weit zurückliegen, zuerst den Digitalen Heimattag 2020: Unerfreulich wegen der Umstände, die zur Absage des Heimattages in Dinkelsbühl führten und den Digitalen Heimattag 2020 erforderlich machten, war dieses Pfingstwochenende trotzdem eine herausragende Gemeinschaftsaktion und ein großartiger Erfolg. Die Rückmeldungen kamen in großer Zahl und waren durchwegs positiv. Zweitens die WebApp zum Sachsentreffen 2017: Für das große Sachsentreffen 2017 in Hermannstadt haben wir eine Web­App entwickelt, welche die Events räumlich auf einem Stadtplan angezeigt hat. So konnten die Benutzer auf ihrem Smartphone oder Tablet direkt erkennen, welche Veranstaltungen in ihrer Nähe stattfinden. Auf der Karte werden auch weitere Veranstaltungsorte, Parkplätze, Service-Einrichtungen, öffentliche Toiletten und Ähnliches angezeigt.

Welche besonderen Probleme und Pannen galt und gilt es zu bewältigen?

Leider muss sich das Webmaster-Team und Online-Referat auch unerfreulichen Dingen stellen und sich mit teilweise sinnlosen Tätigkeiten herumschlagen. Ärger und Abneigung verursachen zeitintensive, nutzlose Arbeitsgänge, die oftmals mit den Diskussionsforen im größeren Zusammenhang zu tun haben, oder mit Aufräumarbeiten wegen Hacker und Spam-Attacken.

An eine größere Panne, die wohl schon mehr als zehn Jahre zurückliegt, erinnere ich mich noch. An einem schönen Tag in Siebenbürgen – ich war mit einer Gesellschaftsreise gerade in Birthälm unterwegs – erreichte mich die aufgeregte Nachricht, dass unser Webhoster unseren Webauftritt unvermittelt vom Netz genommen hat. Wir tappten lange im Dunkeln, bis wir endlich die Ursache dafür gefunden bzw. erfahren hatten. Wir hatten zu der Zeit einer Untergliederung der Jugend Webspace zur Verfügung gestellt, wo sie auch die Rechte hatten, Scripte einzusetzen. Leider haben Hacker darin eine Lücke entdeckt und sie genutzt, um von unserem Webserver Spam zu verteilen. Daraus haben wir gelernt.

Worauf gründet dein tatkräftiges Engagement in unserem Verband seit weit über zwei Jahrzehnten? Welche Rolle spielt deine Heimatverbundenheit als bekennender Landler?

Auf der Suche nach meiner „Berufung“ hat die Herkunft wohl eine wichtige Rolle gespielt. Anfang der 1990er Jahre war ich mit Schule, Jobben, Studium, Jobeinstieg beschäftigt. Ein Siebenbürger Sachse, Studienkollege und guter Freund, hat mir Datenfernübertragung mit Modem beigebracht und mich in die Mailboxnetzwerke eingeführt. Bis in die frühen 1990er Jahren waren vernetzte Mailboxen nämlich der Hauptzugang für internetähnliche Dienste, wie private Mail und öffentliche Nachrichtengruppen. Diese Möglichkeiten, mit anderen Menschen zu kommunizieren und Daten auszutauschen, haben mich fasziniert und nicht mehr losgelassen. Dieses Hobby sollte später noch mitausschlaggebend bei meiner Einstellung bzw. der Auswahl des Einsatzgebietes im Siemens-Konzern werden. Im Jahr 1993 wurde der Zugang zu HTML-Dokumenten für die öffentliche Nutzung freigegeben. Damit war das World Wide Web geboren und man konnte plötzlich über eigene Webseiten seine Worte an die Welt richten. In dieser Frühphase waren es meist Studenten, die auf den Web-Server ihrer jeweiligen Universität Informationsangebote und Kommunikationsräume (Chat: Rokestuf) für Siebenbürger Sachsen bereitgestellt haben. Das animierte mich wiederum, ein Webangebot über die Siebenbürger Landler aufzubauen. In der Rokestuf des Webmasterkollegen Hans-Detlev Buchner entstanden viele neue Freundschaften und es fanden alte Bekanntschaften aus Siebenbürgen wieder zueinander. In meinem Fall waren es ehemalige Schüler des Brukenthal-Gymnasiums, unter anderem Jochen Philippi, der als Erster eine Homepage über die Siebenbürger Sachsen auf einem Webserver an der TU München betrieb. Mit seiner Hilfe haben wir die damaligen siebenbürgisch-sächsischen Webangebote zu einem Webring-Verbund zusammengeführt. Unser Engagement führte uns dann beide als Referenten zu einem Seminar der SJD. Dazu eingeladen wurden wir von dem damaligen Bundesjugendleiter Ortwin Bonfert, auch er ein Brukenthal-Absolvent. Bei dieser Veranstaltung lernte ich Johann Lauer kennen, der mich für sein trimediales Projektvorhaben (mit Buch, CD-ROM und Internet-Auftritt) zum 50. Jubiläum der Landesgruppe Baden-Württemberg anwarb. Die Siebenbürgische Zeitung bzw. Siegbert Bruss hat unsere Internet-Aktivitäten aufmerksam verfolgt und immer wieder darüber berichtet. Er war es dann auch, der mir das Ehrenamt vorgestellt und schmackhaft gemacht hat. Ende 1999 wurde ich schließlich als Internetreferent in den Bundesvorstand der Landsmannschaft berufen mit dem Ziel, den Internetauftritt des Verbandes der Siebenbürger Sachsen www.Siebenbuerger.de aufzubauen.

Wie hat dich Siebenbuerger.de persönlich geprägt? Gab und gibt es Wechselwirkungen mit deiner Berufstätigkeit als Industrietechnologe in der Datentechnik?

Mein ehrenamtliches Engagement bringt mich mit vielen interessanten Menschen und neuem Wissen zusammen. Ich habe meine Freizeit in ein Projekt investiert, das mir am Herzen liegt und meine persönlichen Interessen befriedigt. Dabei lerne ich viele Dinge, mache Erfahrungen und entwickle Fähigkeiten, die mir auch im Job zugutekommen. Kurzum, es bringt mich persönlich und menschlich weiter und erweitert meinen Horizont. Zugleich musste ich aber auch die Erfahrung machen, dass im Ehrenamt auch die Gefahr der eigenen Ausbeutung lauert. Wichtig ist, gut mit der eigenen Kraft zu haushalten. „Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden“, erkannte der englische Schriftsteller und Sozialphilosoph John Ruskin (1819-1900).

Ihr habt als Webmaster-Team bislang so viel bewegt und umgesetzt, und dennoch ist kein Stillstand zu erkennen. Was sind aus deiner Sicht nun vordringliche Aufgaben und Herausforderungen in dieser von der Corona-Pandemie bestimmten Zeit?

Gerade jetzt in Lockdown-Zeiten findet eine Entfremdung statt: Menschen vergessen ihre Vereine. Es geht jetzt vor allem darum, sich auf die Zeit nach der Corona-Krise vorzubereiten. Die Mitglieder und User dürfen uns nicht entgleiten und müssen „reaktiviert“ werden. Die aktuelle Lage macht es notwendig, neue Wege zu gehen und bestehende Wege auszubauen. Eine wichtige Maßnahme dabei ist, die interne Kommunikation zu verbessern. Die Vorstände müssen jetzt mit den Aktiven an der Basis in Dialog treten. Wir müssen Wissen verknüpfen, Kompetenzen erweitern, Know-how bereitstellen. Das geht am besten durch persönliche Besprechungen, ergänzt durch entsprechende Beiträge in unserer Vereinszeitung. Jeder in der Struktur des Verbandes muss seinen Beitrag dafür leisten. Das Online-Referat wird die dafür notwendigen organisatorischen Abläufe unterstützen, auf neue Bedürfnisse oder geändertes Nutzerverhalten reagieren und dabei immer die technologischen Entwicklungen im Blick behalten.

Wie lautet deine Botschaft an die Welt?

„Wichtig ist, dass man erstrebt / Allem, was man so erlebt / Irgendeinen Sinn zu geben / Wer das schafft, genießt das Leben.“

Vielen Dank für das Gespräch.

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