9. November 2022

Ein Gewinn für Dinkelsbühl und die Siebenbürger Sachsen: Stärkstes Bindeglied der Partnerschaft ist der Heimattag

Am 25. Mai 1985 schlossen die Stadt Dinkelsbühl und der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. eine Partnerschaft mit dem Ziel, die bereits „gewachsenen Beziehungen zu festigen und zu fördern“. Die Bindungen zur ehemals freien Reichsstadt hatten Tausende Siebenbürger Sachsen schon seit 1951 bei ihren jährlichen Heimattagen gepflegt, aber auch jene Landsleute, die in der Stadt an der Wörnitz ansässig geworden waren und sie mit aufgebaut hatten. Zur Tradition der Partnerschaft gehören die gemeinsamen Sitzungen des Stadtrates und des Bundesvorstandes. Bei der jüngsten Sitzung am 4. November im Kleinen Schrannensaal stellten die Teilnehmer in lebendigem Austausch fest, dass sich die Partnerschaft als Gewinn für beide Seiten erwiesen hat. Und noch etwas wurde klar: Die Beziehungen haben über die Jahrzehnte an Tiefe und Reife gewonnen.
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer (3. von ...
Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer (3. von links) in lebhaftem Dialog mit dem Bundesvorsitzenden Rainer Lehni bei der Sitzung in Dinkelsbühl, assistiert von Philip Schürlein, Thomas Staufinger und Ingwelde Juchum (von links). Fotos: Siegbert Bruss
Die letzte Sitzung fand am 8. März 2013 im Konzertsaal des Spitalhofs statt (diese Zeitung berichtete). In der vorletzten Sitzung, am 4. November 2005, hatte der Stadtrat von Dinkelsbühl einstimmig eine Städtepartnerschaft mit Schäßburg beschlossen (die 2006 offiziell besiegelt wurde) und damit die Beziehung zu den Siebenbürger Sachsen um ein weiteres Standbein vertieft. Aus Schäßburg war diesmal Stadtpfarrer Dr. Hans Bruno Fröhlich zur Sitzung angereist.

Wie Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer ausführte, entwickelt sich Dinkelsbühl zurzeit hervorragend, die Gewerbeeinnahmen der Großen Kreisstadt mit 12.500 Einwohnern seien so hoch wie noch nie, neben der Altstadt entstünde gerade ein neues Stadtviertel; eine Außenstelle der Ansbacher Landesfinanzschule soll westlich der Altstadt gebaut werden (Spatenstich voraussichtlich 2024); das Hotel Zur Rose werde in ganz anderen Dimensionen neu gebaut und in Kürze eröffnet, ebenfalls rechtzeitig vor dem nächsten Heimattag werden die Bauarbeiten im Spitalhof und im Hotel „Deutschen Haus“/Sparkasse beendet sein. Zudem kündigte das Stadtoberhaupt einen Schüleraustausch dreier Dinkelsbühler Schulen an, die 2023 Siebenbürgen besuchen werden.

Hammer erinnerte sich, dass er das Pfingsttreffen erstmals als junger Verwaltungsrichter erlebt hatte, in den neunziger Jahren, als er „dieses Summen, dieses Miteinander-Reden der Siebenbürger Sachsen“ vernahm. Damals wusste er noch nicht, dass er den Heimattag nun bald zwanzig Jahre mitverfolgen darf. Er zeigte sich sehr dankbar für die bereichernden Erfahrungen. Bei den Heimattagen in Dinkelsbühl seien viele Weichen von europäischer Tragweite gestellt worden, hochrangige Politiker und Diplomaten aus Rumänien wie der Ministerpräsident oder der Außenminister seien gekommen, ebenso der Hermannstädter Bürgermeister Klaus Johannis, der heutige Staatspräsident Rumäniens, der durch seine Aura und Größe die Leute faszinierte, oder der Musiker Peter Maffay, der den Heimattag 2012 mit einem Konzert auf der Schwedenwiese eröffnete.

Angesichts des Krieges in der Ukraine erhielten die mahnenden Worte, die die Redner beim Volkstrauertag und am Pfingstsonntagabend an der Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl im Laufe der Jahre gesprochen haben, eine ganz besondere Bedeutung, betonte der CSU-Politiker. Die Besinnung an die Vergangenheit und die Pfingsttreffen seien wichtig und sinnvoll gewesen. Ihre Berechtigung sei, im Nachhinein gesehen, noch größer, sagte der Oberbürgermeister.

„Die Partnerschaft zwischen der Stadt Dinkelsbühl und der damaligen Landsmannschaft war die genau richtige Entscheidung durch unsere Vorgänger im Jahr 1985“, betonte Bundesvorsitzender Rainer Lehni. Die Siebenbürger Sachsen seien mit Dinkelsbühl inzwischen so stark verwoben und hier heimisch geworden, „dass Dinkelsbühl, Heimattag und Pfingsten zu einem Begriff geworden sind“. Unter Landsleuten hieße es flapsig: „Wann ist denn Dinkelsbühl?“ und jeder meine damit den Heimattag der Siebenbürger Sachsen zu Pfingsten. „Wir kommen sehr gerne in diese malerische und charmante Stadt und genießen das besondere Ambiente der ,schönsten Altstadt Deutschlands‘ (laut Focus)“, erklärte Lehni. Er ging auf die Geschichte, die Strukturen und vielseitigen Tätigkeiten des Verbandes ein. Für den Verband sei es wichtig, mit seinen Partnern gut zusammenzuarbeiten. Der rege und gute Austausch mit der Stadt Dinkelsbühl werde im Vorfeld des Heimattages noch intensiver. Neben Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer und Hauptamtsleiter Thomas Staufinger erwähnte Rainer Lehni vor allem Philipp Schürlein, den Leiter des Amtes für Tourismus und Kultur, „der seit seinem Dienstbeginn bei allen möglichen Problemen weiterhilft“. Natürlich wüssten die Siebenbürger Sachsen, dass sie durch ihren Heimattag der Stadt auch Einnahmen bescheren, aber sie seien sich auch dessen bewusst, dass die Dinkelsbühler wieder froh seien, „wenn Pfingsten wieder vorbei ist und sie ihre schöne Stadt wieder haben können“. Daher dankte Rainer Lehni der Stadt für die Unterstützung, aber auch allen Bürgerinnen und Bürgern dafür, dass die Siebenbürger zu Pfingsten in Dinkelsbühl sein könnten.

Als die Heimattage 2020 und 2021 pandemiebedingt abgesagt wurden, sei das für uns fast wie ein Weltuntergang gewesen, sagte Rainer Lehni. In den beiden Jahren hätten die Siebenbürger Sachsen es mit den Digitalen Heimattagen sehr gut hinbekommen, umso erfreulicher sei der Neuanfang zu Pfingsten 2022, der trotz schwieriger Umstände sehr gut gelungen sei, berichtete Horst Wellmann, Organisationsreferent des Verbandes, der das Pfingsttreffen vor Ort koordiniert.

Als Beispiele der sehr guten Zusammenarbeit erwähnte Rainer Lehni u.a. den Dinkelsbühler Zunftreigen, der seit zehn Jahren beim Festabzeichenverkauf mithilft, und neuerdings die gemeinsamen Ausstellungen des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim und des Hauses der Geschichte in Dinkelsbühl. Seit vielen Jahren nehmen Vertreter des Verbandes auch an der Kinderzeche teil. Rainer Lehni war in diesem Sommer schon zum vierten Mal dabei und empfahl jedem Siebenbürger Sachsen, dieses besondere Ereignis zu besuchen (siehe Bericht in der Folge 14 vom 12. September 2022, S. 2). Gleich nach seinem Amtsantritt als Bundesvorsitzender vor drei Jahren hatte er sich bei der Bayrischen Staatsregierung dafür eingesetzt, dass der Bahnanschluss von Dinkelsbühl weiter vorangetrieben wird. Dieses Vorhaben, das der Stadt Dinkelsbühl seit vielen Jahren am Herzen liegt, macht Fortschritte.
Kultur und Politik an einem Tisch: ...
Kultur und Politik an einem Tisch: Bundeskulturreferentin Dagmar Seck (Erste von rechts) nutzte die Gelegenheit zum lockeren Austausch mit Philipp Schürlein, dem Leiter des Dinkelsbühler Amtes für Tourismus und Kultur, sowie den drei Stadträten Andreas Schirrle, Florian Zech und Wilfried Lehr (von links nach rechts).
Den Startschuss für die anschließende lebendige Diskussion gab Werner Kloos, Vorsitzender des Landesverbands Bayern, der die Stadträte fragte, welches die Resonanz der Dinkelsbühler auf den Zeltplatz sei, ob es Beschwerden gäbe. Hauptamtsleiter Thomas Staufinger sagte, dass sich die Anwohner in den letzten 5-6 Jahren kaum beschwert hätten. Dies bestätigte auch Stadtrat Hans-Peter Mattausch (CSU), der sich im Bayerischen Roten Kreuz engagiert und sich zwar erinnerte, dass vor dreißig Jahren ab und zu verletzte junge Leute beim Festzelt versorgt werden mussten, aber die Einsätze heute kaum noch erforderlich seien. In diesem Jahr habe es gar keine Beschwerden gegeben, freute sich Horst Wellmann.

Dr. Christoph Hammer sagte, dass bei großen Ereignissen wie der Kinderzeche oder dem Summer-Breeze-Festival mit 45.000 Menschen einfach Lärm entstünde und dass Beschwerden normal seien. Zum Vergleich erwähnte er die Außengastronomie, die bis 23 Uhr erlaubt sei und bei der die Emissionswerte nicht immer eingehalten werden könnten. Doch sei es wichtig, dass die Menschen das mediterrane Flair der Altstadt auch abends genießen können.

In der Diskussion stellte sich heraus, dass viele Stadträte ihre eigene Geschichte und Erlebnisse haben, die sie mit den Siebenbürger Sachsen verbinden. So spielte Dieter Meyer (CSU) 1971 erstmals in der Knabenkapelle Dinkelsbühl beim Heimattag und betreut seit vielen Jahren die Knabenkapelle. Darüber hinaus hat er schon Siebenbürgen besucht. Die Siebenbürger Sachsen seien auf den Sportplätzen des TSV Dinkelsbühl herzlich willkommen, sagte Stadtrat Florian Zech (CSU), der sich offen für eine noch engere Zusammenarbeit im Bereich des Sports zeigte. Stadtrat Andreas Schirrle (CSU) stellte sich als ein Viertel Siebenbürger Sachse vor. Sein Großvater Hans Sommerburger war 1959 Mitbegründer der Nachbarschaft und der Kreisgruppe Dinkelsbühl, deren Vorsitz er seit 1963 zwanzig Jahre lang inne hatte.

Selbst der jüngste Stadtrat, David Schiepek (Bündnis 90/Die Grünen), hat schon siebenbürgische Veranstaltungen in Dinkelsbühl besucht und war dabei beeindruckt, wie tiefgründig sich Geschichte und Kultur bei den Siebenbürger Sachsen verschränken.

Durch den lebendigen Dialog, der in gemütlicher Runde beim Abendbüfett fortgesetzt wurde, wurden die Beziehungen zwischen der Stadt Dinkelsbühl und den Siebenbürger Sachsen nochmals vertieft und auf eine breitere Basis gestellt. Neben Oberbürgermeister Christoph Hammer nahmen zwölf Stadträte fraktionsübergreifend an der Sitzung teil.

Siegbert Bruss

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Bundesvorstand, Stadtrat und Sozialwerk tagten in Dinkelsbühl

Schlagwörter: Dinkelsbühl, Stadtrat, Bundesvorstand, Sitzung, Christoph Hammer

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