11. April 2009

Engagierte Trachtenreferentin Oyntzen verstorben

„Ererbtes erleben und weitergeben“ war stets das Ziel von Emma-Katharina Oyntzen, Trachtenreferentin des Frauenreferates Nordrhein-Westfalen. Leidenschaftlich widmete sich die gebürtige Neustädterin der siebenbürgischen Stickkunst und der Trachtenherstellung. Emma-Katharina Oyntzen verstarb am 17. März 2009 in Hagen.
Die am 12. September 1920 in Neustadt im Burzenland als Tochter von Katharina und Andreas Porr geborene Emma-Katharina Oyntzen fand bereits in jungen Jahren den Zugang zu den typischen siebenbürgischen Handarbeitstechniken und zur Trachtenherstellung. Nach Abschluss der Volksschule, im Alter von 13 Jahren, fertigte sie ihre eigene Tracht. Mit 16 Jahren besuchte sie die zweijährige Wirtschaftsschule in Mediasch. In dieser Zeit entstanden an den langen Winterabenden unter Anleitung der Pfarrersgattin ein Trachtenhemd und eine weiße Schürze für die Mädchentracht sowie eine blaue tambourierte Schürze.

Emma-Katharina Oyntzen, engagierte ...
Emma-Katharina Oyntzen, engagierte Trachtenreferentin des Frauenreferates des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen.
Nach erfolgreichem Abschluss der Haushaltsschule heiratete sie am 13. November 1938 Georg Oyntzen, dem sie nach Weidenbach folgte. Wunderbare Jahre folgten, drei Kindern schenkte sie das Leben. Leider blieb sie wie viele Landsleute von den Kriegswirren nicht verschont. Im Januar 1945 wurde Emma, obwohl ihr viertes Kind unterwegs war, zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Sie hatte aber Glück, denn bereits nach einem Jahr harter Arbeit im Kohlebergbau durfte sie zusammen mit ihrem Töchterchen nach Weidenbach zurückkehren. Das kleine Mädchen hatte leider keine Überlebenschancen. Im selben Jahr kamen im Hause Oyntzen Zwillinge zur Welt, von denen einer überlebte. Über diese schmerzlichen Schattenseiten ihres Lebens hüllte sich Emma in Schweigen.

Fürs Sticken blieb nun keine Zeit mehr. Nach der Enteignung musste für den Unterhalt der Familie gesorgt werden. Sie fertigte Unter- und Bettwäsche, Kleider und Hemden für den Verkauf. Im Jahre 1978 entschloss sich Emma während eines Urlaubsaufenthaltes in der Bundesrepublik, nicht mehr nach Weidenbach zu- rückzukehren. Sie nahm in Ennepetal eine Stelle als Hauswirtschafterin an. Ihr Ehemann und drei Kinder folgten ihr wenige Jahre später nach Hagen, wo sie seit 1982 wohnte.

Neben ihren vielen Aufgaben und Pflichten in der Familie und im Beruf fand sie immer auch Zeit für die Aktivitäten unseres Verbandes. Als langjährige Kulturreferentin der Kreisgruppe Wuppertal und Trachtenreferentin des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen war sie von Anfang an bestrebt, ihr Wissen um das Nähen von Trachten mit unerschöpflicher Energie und sehr viel Geduld weiterzugeben. Es gelang ihr, viele Frauen für das Erlernen der verschiedenen Stickstiche, des Netzens, des Tambourierens und des Reihens zu begeistern. Dieses Ziel verfolgte die traditionsverwurzelte Emma-Katharina Oyntzen bis ins stolze Alter von 84 Jahren. Eigens hierfür sammelte sie alte Reihmuster, zeichnete sie auf und erstellte die Sammelmappe „Siebenbürgische Reihmuster“, die sie im Selbstverlag drucken ließ. Im Jahre 1983 gründete sie in ihrer Kreisgruppe einen Nähkreis, in dem fleißig Trachtenhemden für das Siebenbürgische Heimatwerk gefertigt wurden. Mit größter Sorgfalt und viel Geduld fertigte Emma allein 53 Männer- und 14 Frauenhemden. Krankheitsbedingt blieb sie den Tagungen des nordrhein-westfälischen Frauenreferates ab 2005 fern.

Ihr Wirken über die Grenzen der eigenen Kreis- und Landesgruppe hinaus ist Ansporn und Verpflichtung zugleich für alle, denen die Kultur Siebenbürgens etwas bedeutet. Emma-Katharina Oyntzen wird allen, die sie kannten, eine bleibende Erinnerung sein.

Waltraud Hartig-Hietsch

Schlagwörter: Nachruf, Nordrhein-Westfalen, Burzenland, Trachten

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