17. Februar 2022

Kulturpreisträger Gerhard Roth ist tot

Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth ist am 8. Februar im Alter von 79 Jahren in seiner Heimatstadt Graz gestorben. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den bedeutenden Erzähler und politischen Autor mit siebenbürgischen Wurzeln als „mutige und kluge Stimme“. Roth sei für ein „friedliches, weltoffenes und solidarisches Österreich eingetreten“. „Klar und konsequent“ habe er sich „mit österreichischer Geschichte, mit den hellen, oft auch dunklen Seiten unseres Landes“ auseinandergesetzt, schrieb Van der Bellen auf Twitter. Roths literarisches Renommee begründeten insbesondere seine Romanzyklen „Die Archive des Schweigens“ und „Orkus“.
Gerhard Roth (2012). Bildquelle: Philipp Horak, ...
Gerhard Roth (2012). Bildquelle: Philipp Horak, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18293919
Gerhard Roth ist 1942 in Graz zur Welt gekommen als zweites von drei Kindern seines siebenbürgisch-sächsischen Vaters Dr. med. Emil Roth (1912–1995) und seiner österreichischen Mutter Erna Druschnitz (1917–1998). Das auf Wunsch seines Vaters begonnene Medizinstudium brach er wieder ab, um Schriftsteller zu werden. Sein literarisches Talent hatte die aus Reps stammende Großmutter Friederike früh erkannt, die in den 1950er Jahren zu ihrem einzigen Sohn nach Graz ausgewandert war.

Gerhard Roth ist für sein vielfältiges schriftstellerisches Werk, seine Romane, Reportagen, Fotobände, Essays und Interviews mehrfach ausgezeichnet worden. 1994 erhielt er den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz, 2015 den mit 15.000 Euro dotierten Jean-Paul-Preis und 2016 den Österreichischen Staatspreis. 2017 wurde Gerhard Roth der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis verliehen. Die Laudatio hielt der mit Roth befreundete ehemalige Bundesvorsitzende des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Hofrat Pfr. Volker Petri. In Abwesenheit des Preisträgers würdigte Petri Gerhard Roths Werk, in dem der Autor die Wirklichkeit „in ihrer ganzen Komplexität anhand von Menschengeschichten und tiefsinnigen ‚Chiffren‘“ verarbeite. Als Schriftsteller trete er „gegen das lähmende und alles vergessen wollende Schweigen“ an. In seinen Romanen zerre er die dunkelsten Kapitel der Geschichte ans Licht. Besonders „Das Alphabet der Zeit“ gehöre in unsere Bibliotheken, das Werk habe „uns und unserer neueren Geschichte ‚jenseits von Siebenbürgen‘ im deutschsprachigen Raum ein Denkmal gesetzt“.

Gerhard Roth war der Vater des Regisseurs Thomas Roth, dessen Film „Falco - Verdammt, wir leben noch!“ zu den bestbesuchten österreichischen Kinofilmen der letzten 20 Jahre zählt.

CS



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Schlagwörter: Literatur, Kunst, Roth, Nachruf, Österreich, Kulturpreis, Kulturpreisträger, Geschichte, Roman

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