10. Januar 2007

Historisches Ereignis in Hermannstadt gefeiert

Der EU-Beitritt Rumäniens und die Eröffnung des Jahres der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 lockten zum Jahreswechsel fast 100 000 Hermannstädter und Gäste auf die in neuem Glanz erstrahlenden mittelalterlichen Straßen. Auftakt der Feierlichkeiten war am Nachmittag des 31. Dezember 2006 der Empfang des Hermannstädter Bürgermeisters Klaus Johannis im Innenhof der ehemaligen Bodenkreditbank, die seit letztem Jahr das Bürgermeisteramt der Stadt am Zibin beherbergt.
Als hohe Gäste machten Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und der Erweiterungskommissar der Europäischen Kommission, Olli Rehn, der neuen Kulturhauptstadt Europas ihre Aufwartungen. Es sei der einzige Ort Europas, wo es gleich drei Gründe zum Feiern gäbe: den Jahreswechsel, den EU-Beitritt und die Einweihung der Europäischen Kulturhauptstadt 2007, so Außenminister Steinmeier. Diese Auszeichnung habe Hermannstadt (Sibiu) mit Luxemburg nicht zufällig erfahren, Gründe seien vor allem der gemeinsame geschichtliche Hintergrund und die verwandte Sprache. Auch EU-Erweiterungskommissar Rehn beglückwünschte Hermannstadt und seine Bürger und hieß sie im Namen der Europäischen Kommission in der Europäischen Union herzlich willkommen. Bürgermeister Johannis dankte für die guten Wünsche und sprach seinerseits Europa einen Willkommengruß in Hermannstadt aus.

 Eröffnung der Europäischen Kulturhauptstadt 2007: Zwanzig Minuten lang erstrahlte der Himmel über Hermannstadt in einem noch nie gesehenen Lichtermeer. Foto: Peter Baumgartl
Eröffnung der Europäischen Kulturhauptstadt 2007: Zwanzig Minuten lang erstrahlte der Himmel über Hermannstadt in einem noch nie gesehenen Lichtermeer. Foto: Peter Baumgartl

Zahlreiche Gäste aus In- und Ausland hatten den Weg nach Hermannstadt zur Feier dieser historischen Ereignisse angetreten. In die lange Liste der Ehrengäste reihten sich Susanne Kastner, MdB , Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Staatssekretär Dr. Christoph Bergner, Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung, der Bundestagsabgeordnete Erich Fritz, der Vorsitzender des Stiftungsrates der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, Hans-Christian Habermann, und viele anderen Gäste aus Deutschland ein. Auf Einladung von Bürgermeister Johannis war seitens unseres Verbandes der landsmannschaftliche Landesvorsitzende in Bayern und stellvertretende Bundesvorsitzende, Dr. Bernd Fabritius, zu Gast bei den Feierlichkeiten. Eine zahlreiche Delegation aus Luxemburg rundete das Bild der ausländischen Ehrengäste ab. Im Anschluss an den Empfang konnten sich die Gäste bei einem Stadtrundgang ein Bild von den offensichtlichen Veränderung im Stadtbild machen: Weihnachtlich herausgeputzt und frisch renoviert zeigte sich das historische Zentrum Hermannstadts in seiner ganzen Pracht.

Nach dem traditionellen Altjahres-Gottesdienst am frühen Abend in der evangelischen Stadtpfarrkirche, in dem Bischof D. Dr. Christoph Klein predigte und die besondere Dimension der Ereignisse an diesem Tag in ein geistliches Licht rückte, folgte ein mehrstündiges Orgelkonzert. In der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche boten fünf Organisten – Ursula Philippi, Eckart und Steffen Schlandt, Erich Türk und Nicoleta Paraschivescu – auf den unterschiedlichen Orgeln der Kirche Kostbarkeiten internationaler Orgelmusik. Noch während des Orgelkonzertes begann auf einer eigens errichteten Großtribüne am Großen Ring das Konzert der britischen Popband „East 17“, danach begeisterte die legendäre rumänische Rockband „Phoenix“ Tausende Menschen, die sich dicht an dicht auf dem Großen Ring und den zuführenden Straßen drängten.

Freude über den EU-Beitritt und die Kulturhauptstadt 2007: Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner (SPD) feierte in Hermannstadt mit. Foto: Peter Baumgartl
Freude über den EU-Beitritt und die Kulturhauptstadt 2007: Bundestagsvizepräsidentin Susanne Kastner feierte in Hermannstadt mit. Foto: Peter Baumgartl
Während eines Sylvester-Galadiners im Festsaals des ebenfalls mit neuer Fassade erstrahlenden Hotels „Römischer Kaiser“ sorgten diverse Kulturgruppen, wie die Junii Sibiului mit rumänischen Volkstänzen oder die Jugendtanzgruppe des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen mit sächsischen Volkstänzen für angenehme Unterhaltung der geladenen Ehrengäste. Pünktlich um 24 Uhr wünschte Bürgermeister Johannis den unzähligen Gästen zum Jahreswechsel auf dem Großen Ring alles Gute im Neuen Jahr und gab den symbolischen Startschuss für das große Feuerwerk zur Feier der Ereignisse: Zwanzig Minuten lang erstrahlte der Himmel über Hermannstadt in einem noch nie gesehenen Lichtermeer, unzählige Sternschnuppen aus Böllerkanonen waren zur Begleitung der guten Wünsche für die Zukunft bereit. Bis in die frühen Morgenstunden feierten Hermannstadt und seine Gäste dieses unvergessliche Ereignis.

Während sich am nächsten Tag ganz Rumänien ausruhte, schritt Hermannstadt erneut zum Feiern: der 1. Januar war der Eröffnung der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 gewidmet. Der rumänische Staatspräsident Traian Băsescu und der Premierminister Călin Popescu-Tăriceanu waren mit den anderen Regierungsvertretern und Mitgliedern des diplomatischen Corps nach Hermannstadt angereist, um Gäste der Kulturhauptstadt zu sein. Bei der Eröffnung des neuen Sitzes der Astra-Bibliothek. Staatspräsident Băsescu – der Schirmherr der Kulturhauptstadt 2007 – dankte den Hermannstädtern dafür, dass sie die Verantwortung übernommen hätten „das Buch zu sein, aus dem Europa von Rumänien liest“. Premierminister Popescu-Tăriceanu ergänzte: „Wir müssen Europa zeigen, was wir schätzen, und das ist vor allem die Kultur.“

Das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 wurde anschließend durch Bürgermeister Johannis im Thalia-Saal eröffnet. Das Projekt „Kulturhauptstadt Europas 2007“ sei das bedeutendste Projekt dieses Jahres in Rumänien und deshalb von der Regierung finanziell unterstützt worden, betonte Tăriceanu. Zudem sei es die beste Antwort auf die Frage: „Was bringt Rumänien in die EU mit?“ Grüße aus der partnerschaftlichen Kulturhauptstadt Luxemburg überbrachte Kulturstaatssekretärin Octavie Modert. Sie äußerte ihre Freude darüber, diese Auszeichnung mit Hermannstadt teilen zu dürfen. Im Anschluss an die Ansprachen leitete der berühmte Dirigent Justus Frantz die zu der „Philharmonie der Nationen“ vereinten jugendlichen Musiker aus ganz Europa und bot einem begeisterten Publikum die bekanntesten Perlen klassischer Musik als Neujahrskonzert.

Als krönenden Abschluss der Feierlichkeiten folgte am späten Abend eine für Hermannstadt einmalige Licht- und Tonshow der französischen Pyrotechniker „Groupe F“, die schon bei Eröffnung der Olympischen Spiele in Athen oder bei anderen großen Veranstaltungen für gebührenden Glanz gesorgt hatten. Zuerst am Stadtrand und dann auf dem Großen Ring tauchten Feuerwerke, pyrotechnische Zaubereien und sphärische Klänge die ganze Stadt in eine verzaubernde Stimmung. Den Ausklang fanden die Festivitäten mit einem Konzert des ehemaligen Smokie-Leadsängers Chris Norman, zu dessen Musik die Jugendlichen bis spät in die Nacht die großen Plätze und Straßen der Stadt belebten.

Wer am nächsten Morgen allerdings den üblichen Partykater nach durchzechter Nacht auf Hermannstadts Straßen erwartete, wurde angenehm überrascht: Schon vor Morgenanbruch waren alle Spuren der Feier beseitigt, die Berge zerbrochener Sektflaschen und zertretener Luftballons verschwunden und die Straßen Hermannstadts bereit für einen neuen Tag als strahlende Kulturhauptstadt Europas 2007. Wir wünschen dieser Stadt und ihren Bürgern alles Gute und weiterhin viel Erfolg.

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 1 vom 15. Januar 2007, Seite 1)

Schlagwörter: Kulturhauptstadt, EU-Beitritt, EU, Hermannstadt

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