10. November 2016

Starke Verbandsarbeit: Bundesvorstand plant Kulturveranstaltungen und rechtliche Vertretung

Der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen hat in seiner Herbstsitzung am 5. November 2016 in der Geschäftsstelle in München eine Vielzahl von Maßnahmen zur Gemeinschafts- und Kulturpflege erörtert. Die vor einem Jahr gewählte Doppelspitze – die Bundesvorsitzende Herta Daniel führt Regie in der verbandsinternen Arbeit, während Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius vor allem in den Beziehungen nach außen agiert – nimmt eine große Bandbreite an Aufgaben wahr und bewährt sich durch ihren regen Einsatz. Lebendig und vielseitig sind auch die Tätigkeiten der Kreis- und Landesgruppen des Verbandes, der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) und der Einrichtungen, mit denen der Verband zusammenarbeitet und die im Bundesvorstand vertreten sind.
Die Bundesvorsitzende Herta Daniel begrüßte im bis auf den letzten Platz gefüllten Veranstaltungssaal u.a. Ilse Philippi als Vertreterin des Siebenbürgenforums. Die Hermannstädter Kreisrätin berichtete über das Forum, das auch kommunalpolitisch engagiert sei, und freute sich, dass demnächst drei sächsische Häuser im Freilichtmuseum ASTRA in Hermannstadt aufgestellt werden. Ilse Philippi stellte fest, dass junge Rumänen zunehmend an ihrer eigenen Kultur, aber auch am siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbe interessiert seien.

Dieselbe Offenheit gegenüber den Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben zeigt auch die rumänische Regierung. So häufen sich die Gespräche, die die rumänischen Vertreter mit den Landsmannschaften in Deutschland suchen. Dr. Bernd Fabritius zeigte sich sehr zufrieden mit der Entschädigung, die Rumänien den außerhalb des Landes lebenden Russlanddeportierten und anderen politischen Opfern seit 2013 gewährt. Dieser Prozess laufe sehr gut. Nur schleppend werden hingegen die im Kommunismus enteigneten Immobilien zurückgegeben oder entschädigt, kritisierte Fabritius. Der Präsident der rumänischen Restitutionsbehörde (ANRP), Staatssekretär George Băeșu, hatte bei einem Gespräch am 17. Oktober 2016 in Berlin angekündigt, seine Behörde werde in drei Jahren alle noch ausstehenden Fälle bearbeiten (diese Zeitung berichtete). Allein die Verbände der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben haben bisher 1 160 ungelöste Restitutionsfälle erfasst. „Wir werden die Einhaltung der Versprechungen genau beobachten und regelmäßig über den Fortschritt der Erledigungen berichten“, betonte Bernd Fabritius. Zudem regte er an, den rumänischen Staat künftig beim Erhalt der Kirchenburgen, die schließlich Teil des rumänischen Kulturerbes seien, stärker in die Pflicht zu nehmen.

Herta Daniel berichtete über ihre Arbeit als Vertreterin der Aussiedler und Vertriebenen im Hörfunkrat von Deutschlandradio und über den Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck und Präsident Klaus Johannis am 21. Juni in der evangelischen Kirche in Heltau. Die beiden evangelischen Präsidenten seien zugleich Schirmherren der Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR). Gauck sei so beeindruckt gewesen, dass er trotz Zeitdruck spontan alle Anwesenden zu einem gemeinsamen Singen mit Orgelbegleitung aufgefordert und eine nicht geplante, bewegende Ansprache gehalten habe. Es gehe Gauck nicht nur um die Kirchen als Gebäude, um Mauern, sondern auch um Menschen, die schwere Zeiten mitgemacht hätten und denen er ausdrücklich dankte.
Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius und ...
Verbandspräsident Dr. Bernd Fabritius und Bundesvorsitzende Herta Daniel bei der Sitzung in München. Foto: Siegbert Bruss
Mit frischen Eindrücken vom Jungsachsentag und Volkstanzwettbewerb, die eine Woche zuvor in Pfungstadt stattgefunden hatten, nahmen der neue SJD-Bundesjugendleiter Edwin-Andreas Drotleff und einer der stellvertretenden Bundesjugendleiter, Mark Penkert, an der Sitzung in München teil. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Rainer Lehni lobte den Volkstanzwettbewerb, dessen Niveau in den letzten Jahren gestiegen sei. Stark gewachsen sei auch die Besucherzahl, berichtete Edwin-Andreas Drotleff, was die ehrenamtlichen Organisatoren und Helfer bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gefordert habe (siehe Bericht in der SbZ Online). Die SJD ist in den 30 Jahren ihres Bestehens zu einem unverzichtbaren Mitgestalter vieler Ereignisse geworden. 2017 wird die Jugend nicht nur beim Heimattag in Dinkelsbühl, sondern auch beim Sachsentreffen in Hermannstadt maßgeblich mitwirken.

Aktive Landesgruppen und Bundesreferenten

Auch aus den Landesgruppen gab es über eine Vielzahl von nicht alltäglichen Aktivitäten zu berichten. Ingwelde Juchum, Vorsitzende der Landesgruppe Hessen, hob die Bedeutung ihrer Delegationsreise nach Bukarest und Hermannstadt mit dem hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier und Landtagspräsidenten Norbert Kartmann für ihre landsmannschaftliche Tätigkeit hervor. Volkmar Gerger, Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen, berichtete über seine Reise nach Rumänien und Bulgarien mit einer 20-köpfigen Delegation des Innenausschusses des Niedersächsischen Landtags. Erfreulich sei die Entwicklung der Förderrichtlinien zu der Umsetzung des § 96 BVFG in Nordrhein-Westfalen, in deren Neuerarbeitung auch Rainer Lehni eingebunden war. Neues zum Deutschen Frauenrat erfuhren die Anwesenden von Bundesfrauenreferentin Christa Wandschneider, während die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Ingrid Hermann, ihre Pläne für einige in der Öffentlichkeit wirksame Aktivitäten vorstellte.

Sachsentreffen 2017 in Hermannstadt

Hans Gärtner, Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, wies auf die aktuellen Vorbereitungen des großen Sachsentreffens vom 4.-6. August 2017 in Hermannstadt hin. Krönender Abschluss werde das Singspiel „Bäm Brännchen“ im Garten der Sommerresidenz des Barons von Brukenthal in Freck sein. Dafür werden noch Chormitglieder gesucht (ein separater Aufruf folgt in der SbZ Online). Der Verband der Siebenbürger Sachsen und seine Jugendorganisation, die SJD, gehören – neben dem Siebenbürgenforum, der Evangelischen Kirche in Rumänien A.B. und dem HOG-Verband – zu den Veranstaltern des Sachsentreffens. Angesichts der bisherigen Resonanz ist ein Besucherrekord zu erwarten.

Ein weiteres großes Ereignis ist für den 29. September bis 1. Oktober 2017 in Kronstadt geplant: der Siebenbürgische Kirchentag zum Thema Reformation, wie Prof. Dr. Berthold Köber, Vorsitzender der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, ankündigte. Der Reformation in Siebenbürgen gewidmet ist auch das Jahrbuch 2017, der beliebte siebenbürgisch-sächsische Kalender, der gerade in Druck geht und dankenswerterweise auch von vielen Kreisgruppen vertrieben wird.

Einsatz in rechtlichen Fragen

In rechtlichen Fragen ist der Verband vielseitig für seine Mitglieder engagiert. So will sich der Verband zusammen mit dem Bund der Vertriebenen für eine generelle Lösung der Frage der Personenstandsurkunden einsetzen, nachdem die Standesämter oder Nachlassgerichte in Deutschland unsere Landsleute zu Unrecht auffordern, Geburts-, Heirats- oder Sterbeurkunden aus dem Herkunftsland beizubringen, die nicht älter als sechs Monate sind. Wer solche Fälle kennt, möge sie in der Bundesgeschäftsstelle des Verbandes melden.

Seit dem 1. August 2016 können die nach Russland oder in den Bărăgan Verschleppten und andere deutsche Zwangsarbeiter eine Entschädigung in Höhe von 2 500 Euro beim Bundesverwaltungsamt in Köln beantragen. Die Berechtigten erhalten die einmalige Leistung ohne großen bürokratischen Aufwand, sagte Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen, der Mitglied im Beirat zur Umsetzung der Anerkennungsleistung ist. Die meisten Anträge werden übrigens aus dem Kreis der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben gestellt, was auf die sehr gute rechtliche Betreuung durch ihre Verbände zurückzuführen ist (siehe Siebenbürgische Zeitung Online vom 25. Oktober 2016). Das Forum und die Heimatkirche werden aufgerufen, ihre Mitglieder auf diese Leistungen hinzuweisen – bisher wurde beim Bundesverwaltungsamt kein einziger Antrag aus Rumänien gestellt.

Auf Schloss Horneck bewegt sich in den letzten Monaten sehr viel: Das Dach wurde repariert, der Heizkessel erneuert, der Schlossgraben gereinigt, berichtete Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V. Fünf siebenbürgisch-sächsische Kulturgruppen werden vom 25.-27. November 2016 am Weihnachtsmarkt in Gundelsheim mitwirken (siehe Programm in der SbZ Online), und auch beim Stadtjubiläum 2017 wolle man sich einbringen.

Tagung der Kreisgruppenvorsitzenden auf Schloss Horneck

Um ein Zeichen für das Kulturzentrum auf Schloss Horneck zu setzen, wird die Tagung der Kreisgruppenvorsitzenden vom 4.-5. November 2017 in Gundelsheim abgehalten. Die Bundesvorsitzende Herta Daniel regte ein Impulsreferat mit anschließender Diskussion für Samstagnachmittag an, wonach die Vorsitzenden der Kreisgruppen in kleinen Gruppen für sie brennende Themen besprechen können. Damit rücken der Erfahrungsaustausch und die praktische Hilfestellung, z.B. bei der Sicherung des Nachwuchses in den Vorständen oder der Motivation für ehrenamtliche Arbeit, stärker in den Mittelpunkt der Tagung.

Des Weiteren beschloss der Bundesvorstand das Motto des Heimattages 2017 in Dinkelsbühl: „Verändern – erneuern – wiederfinden“ (Lesen Sie einen Bericht über die Planung des Heimattages in der SbZ Online vom 9. November 2016). Organisationsreferent Horst Wellmann kündigte an, dass die Gedenkstätte der Siebenbürger Sachsen witterungsbedingt noch vor Pfingsten restauriert werden soll. Sorge bereitet ihm der Ordnungsdienst, der von den Dinkelsbühler Sachsen gestellt wird. Da die Mitglieder immer älter werden, hofft Wellmann, dass Ordner auch aus anderen Kreisgruppen und Heimatortsgemeinschaften nachrücken.

Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster legte eine umfassende Planung für die kulturelle Breitenarbeit 2017 vor. Neben dem Heimattag in Dinkelsbühl, dem Sachsentreffen in Hermannstadt wird sich der Verband auch an der Kulturwoche Haferland und der bereits begonnenen Aktion „Zwölf Apfelbäumchen“ der EKR (die Bundesvorsitzende war bei der Auftaktveranstaltung in Laibach dabei) beteiligen, die Teilnahme der Burzenländer Sachsen am Oktoberfestzug fördern, Kulturtage auf Schloss Horneck, Patenschaftsfeiern in Nordrhein-Westfalen und viele andere Veranstaltungen sowie Lesungen und Publikationen mitgestalten. Des Weiteren verabschiedete der Bundesvorstand den Haushaltsentwurf 2017.

Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff berichtete über die Tätigkeit der Bundesgeschäftsstelle und animierte die Kreis- und Landesgruppen, ihre Anstrengungen bei der Mitgliederwerbung fortzuführen. Die Geschäftsstelle wird künftig auch Auszubildende aufnehmen können, nachdem ein Vertreter der IHK München kürzlich bestätigt hat, dass die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind.

Die nächste Bundesvorstandssitzung findet am 4. März 2017 ebenfalls in der Bundesgeschäftsstelle des Verbandes München statt.

Siegbert Bruss

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Bundesvorstand tagte am 5. November 2016 in München

Schlagwörter: Verband, Bundesvorstand, Rechtsfragen, Herta Daniel, Bernd Fabritius

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